Kunstmagazin 2

- VORWORT - sPraCHe WirD übersCHÄtzt maCHen Wir uns ein biLD Die szenische Interphänomenalität der Dinge und ihrer Oberflächen hat jeder bereits beim Betreten einer Stadt, eines gebäudes mehrfach erprobt, wenn er als Tourist in eine fremde Stadt kommt. Vom Flughafen fährt man mit der U-Bahn in den Stadtkern. Wenn man den Bauch des U-Bahn- Schachtes verlässt, steht man der architektur ge- genüber. Das Erste, woran man sich hält, ist die Bauweise der gesellschaft, die die rahmende Ku- lisse der eigenen Bewegungen bildet. Diese Kulisse vermittelt den ersten unmittelbaren, vollkommen außersprachlichen Eindruck. Der Fremde vor der baulichen Kulisse fühlt sich angesichts dieser Ku- lisse. Er nimmt die atmosphäre auf. Die Kulisse lässt den Fremden auf die unterschiedlichste Weise mensch sein. man kann sich angenommen, gebor- gen, verängstigt, fremd u. a. m. fühlen. Die Kulisse steht in Bezug zu der vor ihr ablaufenden Bewe- gung. Schießen Verkehrsmittel durch die Straßen, schieben sich menschenmassen an den häusern entlang? Wie sehen die Verkehrsmittel (Typ, mar- ke, zustand) und die menschen (art und Weise des gehens, Kleidungsstil, treten sie in gruppen auf u. a. m.) aus. Wie ist der zustand der häuser, der geruch, Lärm und das Licht in den Straßen u. a. m. Wie ist der Eingangsbereich des besuchten gebäudes (na- mensschild, Klingel, Tür/Tor u. a. m.). Was erwar- tet mich hinter der Tür (ein Innenraum, ein Innen- hof mit weiteren gebäuden). Wie sind die medialen Fenster in den gebäuden, welche Oberflächen ha- ben sie, wie blinken sie. Wohin blicken diese Fens- ter (Fernseher, computer, Internet, Telefon u. a. m.) Wie ist die Einrichtung des gebäudes. Wie sind die gebäude zueinander angeordnet. Fühle ich mich geborgen, beschützt, beobachtet. haben die gebäude ein menschliches maß? Sind die gebäude auf dem Reißbrett zueinander angeordnet, sind sie organisch miteinander ver- schachtelt? grenzen sich die gebäude ab, stehen sie in einer kommunikativen Beziehung zueinander? gibt es Plätze der Begegnung oder sind die gebäu- de unter dem gesichtspunkt der gewinnmaximie- rung angeordnet? Wie sind die Bewegungsströme aus den und in die gebäude. Werde ich als Besucher durch die mitte des Bauwerks eingelassen oder über einen Seiten- eingang geführt? Welche ausrichtung haben die gebäude? münden Ihre ausgänge auf einen ge- meinsamen Platz? Bereits auf dem Weg zur näheren Örtlichkeit des gebäudes sammelt man Informationen. Ich habe noch keinen menschlichen Dialog ge- führt, aber bereits eine große anzahl kommunika- tiver handlungen jenseits aller Sprache vollzogen, die die mögliche Sprache dann nicht nur rahmt, sondern – wenn man sie nicht mit Vorzeichen versieht – prägt. man kann sich dem Design, der gestaltung, der atmosphäre nicht entziehen, es ist überall als außersprachliches Label der Dinge vor- handen. Intersubjektivität, als sprachliche und praktische zwischenmenschlichkeit, scheint ein partikula- res Spielfeld im weiten, grenzenlosen Bereich der Interphänomenalität der Dinge zu sein, ohne in animistische Vorstufen des Denkens verfallen zu wollen. Dinge wirken mit ihrer Oberfläche und schaffen atmosphäre, in die das handelnde Subjekt eingebunden ist. Olaf gruschka für den Leistungskurs Kunst 3 KUnSTmagazIn

- SOzIOLOgIE DES gESchmacKS - feine untersCHieD Die Fähigkeit zur legitimen Wertung steigt mit Dem Besitz kulturellen kapitals. Der Besitz kulturellen kapitals Wirkt auF Die Bourgeoise als naturgaBe zum selBstverstänDlichen unD ungezWungenen umgang mit legitimer kultur. geschmack als gesellschaftliches Phänomen Das ästhetische Empfinden lässt sich in ein Klassifi- kationsschemata eingrenzen. grundsätzlich lässt sich feststellen, dass der geschmack meistens das als ästhetisch ansprechend bewertet, welches in der natürlichen Umgebung des Bewertenden vorhan- den ist. geschmack sorgt für die Sympathien und antipathien in zwischenmenschlichen Beziehun- gen. Die ästhetische Wertung unterscheidet sich jedoch in den verschiedenen gesellschaftsschich- ten; so lässt sich sagen, dass diese sozial-struktuell definiert ist. Laut Pierre Félix Bourdieu, einem französischen Soziologen und Sozialphilosophen, klassifiziert der geschmack die Individuen in ge- sellschaftliche Klassen. Der Bourgeoise ist der „legitime geschmack“ zugeschrieben; das hohe Kapital ermöglicht eine ästhetische Wertung frei von materiellen und ökonomischen zwängen, die Funktion ist hier bei nicht entscheidend für die Bewertung der Ästhetik. Bourdieu fasst dies als „Bruch mit der alltäglichen Einstellung zur Welt“ zusammen. Die Legitimität wertet distanziert von gesellschaftlicher und sozialer notwendigkeit. Die Fähigkeit zur legitimen Wertung steigt mit dem Be- sitz kulturellen Kapitals. Der Besitz kulturellen Ka- pitals wirkt auf die Bourgeoise als naturgabe zum selbstverständlichen und ungezwungenen Um- gang mit legitimer Kultur. Dem Kleinbürgertum ist der „prätentiöse geschmack“ zu geschrieben; es orientiert sich stark am legitimen geschmack der Bourgeoise, jedoch läuft es durch die nachahmung dieser gefahr Opfer der „kulturellen allodoxia“ zu werden. Dies zieht nach sich, dass das Kleinbürger- tum die am wenigsten legitime Ästhetik schätzt. Je- doch besteht es auf seinen gesellschaftlichen Stand und grenzt sich bewusst stark von der arbeiter- klasse ab. Der unteren Klasse spricht Bourdieu den „notwendigkeitsgeschmack“ zu. Dies bedeutet, dass ihre Wertung der Ästhetik von der Entschei- dung des praktischen und notwendigen nährwer- tes bedingt. Sie verfolgt die absicht mit möglichst geringem Einsatz die möglichst größte Wirkung zu erzielen. Das „Konformitätsprinzip“ nach Bourdi- eu besagt, dass die unteren Klassen einer expliziten geschmacksnorm unterliegen; sie bewerten jenes als ästhetisch ansprechend, welches in ihrem na- türlichen Lebensraum vorkommt und brechen aus diesem muster niemals aus. Es bestätigt die beste- hende Sprache, den bestehenden Lebensstil und die bestehenden affinitäten. Die breite Werterschaft möchte in die zubewertende Kunst mit einbezogen werden, dies ist bei experimentellen Kunstformen jedoch nicht möglich. Cosima Knopp 7 KUnSTmagazIn

- SUSPEnDIERUng DES KLISchEES - imagination „Das schöne ist nichts als Des schrecklichen anFang, Den Wir geraDe noch ertragen, Weil es so gelassen verschmäht uns zu vernichten.“ Die Suspendierung des Klischees ist ein konstitu- tives merkmal künstlerischer artikulation. Wenn die Schülerinnen Ihre Porträts malen, dann ist Ihre Dekonstruktion des Klischees eine andere als bei dem, was gemeinhin schön sein soll. Schön sei nur, was auch die schreckliche Seite des Lebens zeige, das macht Kunst aus. Um es mit Rilke zu sagen: „Das Schöne ist nichts als des Schrecklichen an- fang, den wir gerade noch ertragen, weil es so ge- lassen verschmäht uns zu vernichten.“ Die Bilder des Kunstleistungskurs trumpfen, weil sie fernab vordergründiger Rationalisierungen die möglichkeit des andersseins bereithalten und im- mer ins ganze greifen. Freigestellt von der Verpflichtung, affirmative Wahrheiten zu verkünden, können sich die Bilder darauf spezialisieren, die anerkannten Diskurse mit alternativen Realitätsversionen zu konfrontie- ren, die mit semantischem Überfluss in die zuneh- mend auf „Komplexitätsreduktion“ angewiesenen modernen gesellschaften kritisch zurückwirken. Die Porträts sprechen eine Wahrheit jenseits der hochglanzmagazine aus. Wenn das Bild sich von Klischee befreit, berichtet es ungehemmt von praktisch allem und präsentiert dabei Probleme in neuem, ungewohntem Licht. Der Kunstleistungskurs spielt voller Lust an der Provokation das Spiel: Ich sehe was, was du nicht siehst. Die grafiken gehen dann buchstäblich un- ter die haut. Die Bilder offenbaren, dass kein vernünftiger mensch das in der Kunst enthaltene Wissen leug- nen kann, denn mit Kant gilt, dass dem Bild kein bestimmter gedanke adäquat sein kann und äs- thetische Bildwelten, das Wissen ohne weitere möglichkeit der Übersetzung in sich erhalten. „ nun behaupte ich, dieses Prinzip sein nichts an- ders, als das Vermögen der Darstellung ästhetischer Ideen; unter einer ästhetischen Idee aber verstehe ich diejenige Vorstellung der Einbildungskraft, die viel zu denken veranlasst, ohne dass ihr doch ir- gendein bestimmter gedanke, d.i. Begriff adäquat sein kann, die folglich keine Sprache völlig erreicht und verständlich machen kann.“ Kant K.d.U. Seite 250/ B 194/a191 Kunst LK Q1 9 KUnSTmagazIn

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- hÄSSLIchKEIT aLS SchÖnhEIT DER UnVERhÜLLTEn REaLITÄT - umberto eCo umBerto eco, ein schriFtsteller unD philosoph Des 20. JahrhunDerts hat sich ausFührlich mit Der geschichte von schönheit unD hässlich- keit BeschäFtigt. Umberto Eco, ein Schriftsteller und Philosoph des 20. Jahrhunderts hat sich ausführlich mit der ge- schichte von Schönheit und hässlichkeit beschäf- tigt. Von größerem Interesse ist in diesem zusam- menhang vermutlich die geschichte und mögliche heutige Bedeutung der hässlichkeit. Seit der anti- ke ist klar: das Schöne braucht einen gegenspieler. Dieses “hässliche” hat sich seitdem enorm gewan- delt. Vor 2500 Jahren sah man physische abwei- chungen von der norm des in sich harmonischen menschen als Indikator für moralische Fäule. Die- ser gedanke hielt sich recht hartnäckig. In den folgenden Jahrhunderten pflegte man stets dem Bösen ein groteskes antlitz nachzusagen und auch künstlerisch anzudichten. Doch mit der Renais- sance wurde dieser ansatz allmählich verworfen, denn man begann nun Interesse an Entstelltem zu zeigen, um der Expressivität und Exzentrik Wil- len. Von diesem Punkt in der Vergangenheit os- zillierte die schaffende gesellschaft immer näher um die achse der hässlichkeit. man versuchte den wahren alltag der Bürgerin darzustellen und stieß, auf dem damals noch beschränkten Spielfeld der nicht als obszön geltenden Thematiken und moti- ven, an grenzen, wodurch man sich einer größeren Spannweite an Wahrnehmungen öffnete und sich bereit erklärte von nun an mit ihnen zu arbeiten. heute ist hässlichkeit, vielmehr abstraktion, an- regender als je zuvor. Individualismus und anti- anpassungs-Parolen florieren und die Rufe nach abschaffung einer jeden ästhetischen grenze wer- den lauter. als mehr oder minder deutliche Diffe- renzierung zwischen schön und hässlich galt, nach Eco, die Reaktion, die sie bei einem menschen her- vorruft. Schönheit könne man ohne bemerkens- werte Regung wahrnehmen, während hässlichkeit immer abstoßung, oder etwas ähnlich negatives, hervorrufen würde. an diesem Punkt bin Ich, als bekanntermaßen unaufhörlich revoltierender jun- ger mensch, nicht mehr ganz bei dem autor. an Schönheit, als Vollkommenheit der Ästhetik, sollte man doch den anspruch erheben dürfen, dass es in einem Individuum eine unübersehbare gefühls- regung auslöst. Vor allem dann, wenn man von menschengemachter Schönheit, bildender Kunst, musik etc., spricht, müsste es dem betrachtenden menschen mit seinem ebenso irdischen gemüt doch möglich sein, diese höchste aller Überwäl- tigungen wahrzunehmen. andererseits gilt es, so behaupte Ich, den absoluten Schönheitsanspruch zurückzunehmen oder die gleichgültigkeit der menschheit zu überwinden. Ich lasse mich nicht vertrösten mit der Idee, dass ehrliche Kunst keine so primitive Reaktion erwartet oder nötig hat. Das Subjekt soll vor dem Kunstwerk nicht weinend auf die Knie fallen und sich vergessen. Doch ein jeder Künstler wiederum hat sich nicht für den homo superior zu halten und zu glauben, seine Kunst sei keine einzige armselige menschenträne wert. Rebecca Gudetta 13 KUnSTmagazIn

- (KUnST)gESchmacK - Bei den feinen Unterschieden handelt es sich um lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing eine empirische Studie auf grundlage qualitativer elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt Interviews und ethnografischer Beobachtungen ei- ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam nerseits und quantitativer Fragebogen andererseits. voluptua. at vero eos et accusam et justo duo do- lores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea Insbesondere aufgrund der standardisierten takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. methode konnten zwischen den Jahren 1963 und Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing 1968 insgesamt rund 1.200 Personen befragt wer- elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut den. labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam vo- luptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores Diese wurden nach sozialen und geografischen et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea taki- gesichtspunkten ausgewählt, sie unterschieden mata sanctus est sich somit einerseits in der zugehörigkeit zur so- zialen Klasse (vermittels des ausgeübten Berufes) Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor und andererseits im Wohnort (Paris, Lille oder sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- Provinz). Es ging im wesentlichen darum, ge- numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore schmacksurteile und Lebensstile systematisch zu magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero erfassen und Unterschiede in ihren ausprägungen eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. aufzuzeigen. Von weiterem Interesse war dann, ob Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus diese Unterschiede mit der Klassenzugehörigkeit est Lorem ipsum dolor sit amet. 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Lorem ipsum dolor Legitimer Geschmack sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore Diese Form des geschmacksurteils kennzeichnet magna aliquyam erat, sed diam voluptua. im Wesentlichen eine ästhetische Einstellung und das, was Bourdieu den reinen Blick nennt. Die äs- at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea thetische Einstellung drückt sich bei der Betrach- rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata tung von Kunstgegenständen insbesondere im sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ip- Primat der Form über die Funktion aus. Der ästhe- sum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed tische Betrachter ist demnach mehr als jeder ande- re in der Lage, zwischen dem gegenstand der ab- bildung und seinem abbild zu unterscheiden. Es ist diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et für ihn nicht so wichtig, was gezeigt wird, sondern dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. wie es gezeigt wird. Eine Fotografie, die Kohlköpfe at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea zeigt, kann für ihn genauso schön sein, wie jene, rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata die einen Sonnenuntergang abbildet, interessanter sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ip- ist erstere für ihn aber allemal. Was sich hier ein- sum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed stellt, ist eine Form ästhetischer Distanzierung,die diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et anerkennt, dass das, was man sieht, eben nicht dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. mehr ist als man sieht und vor allem: auch nicht at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea mehr sein will und mehr sein muss. Das Vermögen rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata des Ästheten besteht deshalb auch darin, „gegen- sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ip- über bereits ästhetisch konstituierten Objekten [...] sum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed eine rein ästhetische Betrachtungsweise einzuneh- diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et men und [...] beliebige oder gar ‚vulgäre‘ [...] ge- dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. genstände zu ästhetischen zu stilisieren [...].“ at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata Insbesondere in der auseinandersetzung mit den sanctus est vulgären Dingen zeigt sich seine transponierbare Einstellung, wenn er etwa beim anschauen eines Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor leichten Filmes seine aufmerksamkeit weg von sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- den Protagonisten und deren handlung hin zu numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore den abstrakten Formen wendet. Durch die Wahr- magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero nehmung und Dechiffrierung von Stilmerkmalen eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. setzt er das zu Sehende in Relation zu bereits ge- Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus sehenem, wodurch ihm ein Urteil bar jeder emo- est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor tionalen Involviertheit möglich ist. Der legitime sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- geschmack verweigert sich daher jeder Form des numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore Sich-Einbringens, der leichten Verführung und der magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero kollektiven Begeisterung. eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Der reine Blick ist nun eben eine Form des Sehens, Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus worin sämtliche dieser Fähigkeiten kumulieren. est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor Ihn zeichnet eine Unvoreingenommenheit durch sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- das Weltliche bzw. gesellschaftliche aus, welche numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore eine Distanz zu den Dingen überhaupt erst ermög- magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero licht. Der reine Blick beinhaltet deshalb „einen eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Bruch mit der alltäglichen Einstellung zur Welt, Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus und bezeichnet darin gerade auch einen Bruch mit est Lorem ipsum dolor sit amet. der gesellschaft.“ Er ermöglicht, alles menschli- che – Leidenschaften, Empfindungen und gefühle Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing – aus der Betrachtung herauszuhalten, ebenso wie elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt alles gewöhnliche. 16 KUnSTmagazIn

- haBITUS UnD SOzIaLE ORDnUng - Populärer Geschmack Das Urteil des vulgären geschmacks steht gewis- sermaßen in Opposition zu dem des legitimen. Es zeichnet sich besonders dadurch aus, dass es nicht differenziert, so ist ihm beispielsweise keine Un- terscheidung von Kunst und alltag inne, was auf zweierlei art zum ausdruck kommt. zum einen wird erwartet, dass ein Bild eine Funktion erfüllt oder ihm eine gebrauchsweise zugeordnet werden kann. Ein reines Für-sich-stehen vermag dieser ge- schmack nicht anzuerkennen. zum anderen lässt der vulgäre geschmack keine Trennung von abge- bildetem und abbildung zu, für ein schönes Foto beispielsweise ist nicht nur die art der Darstellung relevant, sondern vielmehr auch die Schönheit des abgelichteten gegenstandes bzw. Szenarios – so macht sich ein Sonnenuntergang auf einem Foto immer gut, Kohlköpfe hingegen sind eher hässlich und viel mehr noch: nichtssagend. Das geschmacksurteil des Populären ist in jed- weder Form präjudiziell und eigentlich findet gar keine auseinandersetzung mit dem zu beurteilen- dem gegenstand statt, sondern nur mit sämtlichen Schemata (gut/böse, schön/hässlich, konform/ nicht konform), die diesem vorgelagert sind. Findet sich beispielsweise kein Vorbild in der natur, an dem man die abbildung messen könnte, so greift der vulgäre geschmack auf die seiner sozialen Um- welt innewohnende moral und norm zurück. alles in allem erkennt Bourdieu in diesem geschmacks- urteil auch eine anti-kantianische Ästhetik, die dem Interesse der Sinne folgt, statt einem interes- selosem Wohlgefallen. mehr als jeder andere, lässt sich der populären geschmack von Oberflächlich- keit und glanz verführen, er „ist jederzeit noch barbarisch, wo er die Beimischung der Reize und Rührungen zum Wohlgefallen bedarf, ja wohl gar diese zum maßstabe seines Beifalles macht.“ Diese Form der naivität und Leichtgläubigkeit führt auch dahin, dass der populären geschmack mehr als jeder andere geschaffen ist, um zu amü- sieren und dies, wie neil Postman gezeigt hat, im zweifelsfall bis zum Tode. Geschmack - Definition Der geschmack ist also für Bourdieu wichtiger Teil des habitus. als solcher ist er ein „System von äs- thetischen Klassifikationsschemata“ und „ausdruck sozialer und praktischer Erfahrungen“. aufgrund der abhängigkeit von der Position im sozialen Raum, verhilft der geschmack den sozialen akteuren zu solchen geschmacksentscheidungen, die für ihre jeweilige Stellung passend erscheinen. „Der geschmack bewirkt, dass man hat, was man mag, weil man mag, was man hat, nämlich die Ei- genschaften und merkmale, die einem de facto zu- geteilt und durch Klassifikation der jure zugewiesen werden“. nach Bourdieu ist es auch der geschmack, der für die Sympathien und antipathien zwischen den menschen sorgt. Unbewusst bindet der habitus eines jeden soziale akteure mit ähnlichen habitus an sich und weist vollkommen unpassende habitus von sich. So erklärt Bourdieu auch die Partnerwahl dadurch, dass sich einer in dem anderen wiedererkennt. Weiter teilt der habitus und damit der geschmack, der ja durch die Position im sozialen Raum und da- mit durch Klassen strukturiert ist, die gesellschaft auch seinerseits in Klassen auf. Der geschmack beruht nicht auf subjektivem Belieben, sondern ist sozialstrukturell definiert. Leute mit ähnlichen Stellungen in sozialen Raum weisen auch ähnliche geschmäcker auf. Dadurch ergibt sich für die Klas- se ein bestimmter Lebensstil. 17 KUnSTmagazIn

- PIERRE BOURDIEU - Pierre Bourdieu war ein französischer Soziologe des 20. Jahrhunderts und befasste sich u.a. mit der Bedeutung des ästhetischen geschmacks und sei- nem Ursprung. Dabei entwickelte er eine bestimmte gesellschafts- theorie, welche diese Fragestellung zu beantworten vermag. Die gesellschaft weist drei soziale Schichten auf, die untere, mittlere (Kleinbürgertum) und obere Schicht (Bürgertum). Jede dieser Schichten wird ausgezeichnet durch die sich in ihrem Besitz befindenden Kapitale und das Verhältnis der verschiedenen Kapitalarten (kultu- relles, ökonomisches und soziales). Je größer der anteil des kulturellen Kapitals, intellektuelle Bil- dung, ist, umso “legitimer” der geschmack. Der legitime geschmack entspricht dem, was Kant “reinen” geschmack nennt und ist definiert als ein Ästhetikempfinden, losgelöst von wirtschaftlichen und moralischen Überlegungen. Das Bürgertum ist die einzige Schicht, welche sich tatsächlich frei von Einflüssen der notwendigkeit einer Entscheidung nennen darf und somit bleibt ihr der reine, oder legitime geschmack vollkom- men überlassen. geschmack befindet sich darüber hinaus in der Sphäre des “habitus”. mit habitus beschreibt Bourdieu die internalisierten Denk- und Wahrnehmungsschemata einer gruppe menschen, welcher geprägt ist von vergangenen Erfahrungen einer gesellschaft und somit nicht direkt vom In- dividuum beeinflussbar. Die untere Schicht, welche dauerhaft mit jeglichen existenzialistischen Konflikten beschäftigt ist, kann daher also kein unabhängiges, reines, Urteil über Kunst fällen, denn darin äußert sich immer auch die not, in welcher sich ein Kollektiv befin- det. aus diesem grund neigen angehörige der unteren Schicht auch zu einer unausgeglichenen auswahl ihrer persönlichen Wert- und Kunstgegenstände und tendieren zu Kitsch, denn es gilt: Aus Wenig, mach’ Viel! mit den begrenzten mitteln wird also versucht ein möglichst präsentes Ergebnis zu erzielen, während das Bürgertum mit maximalem aufwand an Res- sourcen das am wenigsten plakative auszuwählen versucht. Der reine geschmack resultiert nämlich niemals aus irgendeinem Interesse oder einer notwendig- keit. Das würde ihn unrein machen. Er muss einer inneren Ruhe-haltung folgen und darf nicht nach irgendwie gearteter nutzbarkeit suchen. man kritisierte Bourdieu in gewissen aspekten. Der habitus, als Dunstkreis des geschmacks, folgt einer scheinbar unüberwindbaren Wechselwir- kung aus Kollektiverfahrung und Vergangenheits- bewusstsein, wodurch das Individuum sich diesem ausgeliefert sieht und eine Form des Determinis- mus untermauert wird, welcher soziale Ungleich- heit wahrnimmt, aber nicht ändert. Wenn man mich, den noch immer revoltieren- den Teenager, fragt ist dieser Kritikpunkt absolut gerechtfertigt. man stabilisiert hierarchien und nimmt, als Oberschicht, die doch so offensichtli- che kulturelle Verwahrlosung der Unterschicht in Kauf. anstatt dieser allumfassenden gleichgültig- keit sollte eher eine angleichung der ästhetischen grundvoraussetzungen angestrebt werden, um je- dem Subjekt die “freie” Entscheidung über seinen, schlussendlich womöglich doch, schlechten ge- schmack zu erlauben. Rebecca Gudetta 18 KUnSTmagazIn

- SchÖnhEIT - ÄstHetik Das geschmacksurteil Beruht auF einem interesselosen WohlgeFallen. Ein jeder muss eingestehen, dass dasjenige Urteil über Schönheit, worin sich das mindeste Inter- esse mengt, sehr parteilich und kein reines ge- schmacksurteil sei. man muß nicht im mindesten für die Existenz der Sache eingenommen, sondern in diesem Betracht ganz gleichgültig sein, um in Sachen des geschmacks den Richter zu spielen. Kant verlangt damit eine unparteiliche haltung, sofern ein reines geschmacksurteil getroffen wer- den soll. Wenn also das Verhalten einem gegen- stand gegenüber gleichgültiger natur ist, das heißt, er weder besessen, geschmeckt, noch betrachtet werden will, so hat das Subjekt kein Interesse da- ran. genauer gesagt ist der gegenstand nicht inst- rumentalisiert worden. nur durch diese kontemp- lative haltung kann daher ein Objekt in der bloßen Betrachtung beurteilt und ein reines geschmacks- urteil gefällt werden. Da dieses geschmacksur- teil unabhängig von Interessen und sinnlichen neigungen getroffen würde und auf einem aprio- rischen grund beruht, folglich nicht erfahrungs- abhängig ist, handelte es sich dabei um ein reines ästhetisches Urteil. Kant unterscheidet drei arten von Wohlgefallen: das am angenehmen, am guten und am Schönen. Das Wohlgefallen am angenehmen soll an nach- folgender Stelle eingehender thematisiert werden. Im gegensatz zum Wohlgefallen am guten, besä- ße das Wohlgefallen am Schönen keine begriffli- che Bestimmung und zwecksetzung. „man kann sagen: daß unter allen diesen drei arten von Wohl- gefallen das des geschmacks am Schönen einzig und allein ein uninteressiertes und freies Wohl- gefallen sei“. Dieses Wohlgefallen bildet damit die grundlage für ein Urteil über Schönheit, welches allgemeingültig sei. andererseits handelt es sich hierbei nicht um eine objektive, sondern um eine subjektive allgemeinheit. Da das Lust- oder Un- lustgefühl als Bestimmungsgrund dient, kann sich das Subjekt somit selbst fühlen. Demnach würde das geschmacksurteil auf einem subjektiven ge- fühl des Wohlgefallens und nicht auf vorgegebe- nen begrifflichen Bestimmungen beruhen. Der allgemeinheitsanspruch von geschmacksurteilen wiederum begründet sich in dem freien Wohlge- fallen. Frei insofern, als dass es unabhängig ist von subjektiven Interessen und neigungen sowie den gesetzmäßigkeiten des Verstandes. Da der Urteilende sich in ansehung des Wohlge- fallens, welches er dem gegenstande widmet, völ- lig frei fühlt: so kann er keine Privatbedingungen als gründe des Wohlgefallens auffinden,an die sich sein Subjekt allein hinge, und muss daher als in demjenigen begründet ansehen, was er bei je- dem anderen voraussetzen kann; folglich muss er glauben grund zu haben, jedermann ein ähnliches Wohlgefallen zuzumuten. So wird ein freier Urteilsakt nicht vom gegenstand erzwungen, sondern aus sich selbst hervorgebracht. gerade die Interesselosigkeit des Wohlgefallens am Schönen schließt Privatbedingungen vollkommen aus und gewährleistet somit eine Öffentlichkeitsfä- higkeit. Das Subjekt würde bei einem geschmacks- urteil keineswegs ein Privaturteil, sondern dank des gemeinsinns vielmehr ein allgemein gültiges Urteil fällen. 23 KUnSTmagazIn

- KREISmUSEUm zOnS - kreuz aLs metaPHer eine ausstellung zum thema kreuz kann nicht auF Die christliche symBolik verkürzt WerDen, ist Das kreuz üBer Die religion hinaus schon immer ein universell kulturelles symBol. Wenn kleinkinDer ihre ersten zeichnungen kreuzFörmig strukturieren, zeugen Diese Be- reits im anschluss an Das urknäuel von einem orDnen Der Welt. Schon in der Frühzeit der menschheit war das Kreuz ein Kultgegenstand, wie man aus archäolo- gischen Funden weiß. Die Verwendung des Kreu- zes geht zurück bis in die Steinzeit. In europäi- schen Kulthöhlen stellen Kreuze oft die ältesten Felsritzungen dar. analphabeten aller Welt ratifizieren seit jeher mit drei symbolischen x-zeichen anstelle einer Unter- schrift. Die ist immerhin ein hochwertiger zeich- nungsakt. Wir kennen das Kreuz im Sinne des ankreuzens zum Beispiel beim Lottoschein oder bei Wahl und auswahl. Das Kreuz ist in unterschiedlichen Kon- texten immer bezeichnend. Das T-förmige Kreuz ist ein elementares grafisches Symbol, das sich – undifferenziert in der Bedeutung – schon in frü- hesten steinzeitlichen Felsritzungen und malerei- en nachweisen lässt. In der mythologie des alten Orients symbolisiert das Taukreuz die Vollendung. Ursprünglich handelt es sich dabei um ein zeichen der assyrischen herrscher, die ein Taukreuz auf der Brust trugen. Vielen menschen unserer zeit gilt das Tau als Er- kennungszeichen für franziskanische Schwestern und Brüder. Und tatsächlich war das Tau eines der bevorzugten Symbole des hl. Franz von assisi. Vielleicht hat er gehört, was Papst Innozenz III. auf dem vierten Laterankonzil in Rom gesagt hat: Er ging damals in einer Predigt auf das Tau-zeichen ein. Dieses zeichen finden wir übrigens auch in der Bibel: Im Buch Ezechiel, Kapitel 9, wird das Tau all denen auf die Stirn gezeichnet, die gerettet werden sollen. Denn die Stadt war von gott abgefallen und sollte vernichtet werden. aber gott hat Erbarmen und gibt den auftrag: „Von denen, die das Tau auf der Stirn haben, dürft ihr keinen anrühren!“ (Ez 9,6.) Das Tau ist Bestandteil von zwei alphabeten: als TaU kommt es im griechischen alphabet vor und als TaW ist es der letzte Buchstabe des hebrä- ischen alphabets. Wenn wir versuchen, das Wort Tau im zusammenhang der Bibelstelle (Ez 9) zu übersetzen, geben die Wörter „zeichen“ oder „Sie- gel“ wohl am besten wieder, was gemeint ist. Bei der Lotterie heißt es dann, diese zahl ist es, die wird herausgehoben, und wenn die gewinnt, bin ich es gewesen. Wir kennen das Kreuz auch als ge

- aUSSTELLUng „DaS KREUz DER JUgEnD“ - zehen Jahr / herauf herab und quer und krumm, meine Schüler an der nase herum / Und sehe, dass wir nichts wissen können! Die ersten Worte, die der Weimarer Beamte des 19. Jahrhunderts Johann W. goethe seinem Dok- tor Faust in den mund schrieb, geben nicht nur seine Wissenschaftskritik preis; sie dokumentie- ren vornehmlich, wie eine solche Kritik erst in äs- thetischer Form, als Kunstwerk, volle Kraft und Wirkung entfaltet. Denn wer würde sich ohne die ästhetische Form der gedanken des Inhalts erin- nern. Welche zeitüberbrückende Bedeutung hätten diese gedankengänge? In ihrer ästhetischen Form zeugen die gedankengänge von einer jeweiligen Wirklichkeit, die mit der sie umgebenden Realität eine geringe Schnittmenge hat. zeugt Kunst von der möglichkeit einer anderen Realität, dann befindet sich der Kunstunterricht immer auch in der gefahr, im gerede über das gesehene die sichtbaren und unsichtbaren Bilder verschwinden zu lassen. Wortgläubigkeit vermag sensible Entstehungsprozesse künstlerischer arti- kulation auch zu zerstören. Die gezeigten Kreuze in der ausstellung sind Pro- dukte künstlerischen Denkens innerhalb eines er- weiterten Symbolbegriffs. Sie sind keine artikula- tion religiöser Praxis. Olaf gruschka fahrenzeichen mit der Bedeutung: „nicht berüh- ren“, gelb mit Schwarz, dann ist es Säure. Wir kennen das andreaskreuz an den Bahnüber- gängen. Das Kreuz ist auch Bestandteil zentraler zeichen- gebungskulturen, z. Bsp. des christentums. Die monotheistischen Weltreligionen haben, immer mit großen zeichen, eigentlich schon Logos gear- beitet. Im christentum symbolisiert der vertikale Balken die Beziehung zwischen gott und dem menschen. Der horizontale Balken des Kreuzes verbindet die Beziehung zwischen den menschen. heute ist das Kreuz besonders als zeichen des christentums verbreitet und wurde im Jahr 431 n. chr. durch das Konzil von Ephesos offiziell als christliches zei- chen eingeführt. Der marienberger ( neuss) und der Kardinal Frings (Bonn) Kunstleistungskurs nahmen sich des Symbols an, um es mit den mitteln der Kunst zu reflektieren, zu durchdenken. Kunst ist ein me- dium des Wissens und in radikaler Weise spricht sich Friedrich Schiller in seinen Briefen über die ästhetische Erziehung des menschen diesbezüglich aus: „Es gibt keinen anderen Weg, den sinnlichen menschen vernünftig zu machen, als dass man denselben zuvor ästhetisch macht.“ Die künstlerische Benennung einer tiefen Skepsis lässt die Schülerinnen an die gedanken des Doktor Faust anknüpfen: habe nun ach! Philosophie, Juristerei und medi- zin, / Und leider auch Theologie! Durchaus stu- diert mit heißem Bemühen. / Da steh ich nun ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor;/ heiße magister, heiße Doktor gar, Und ziehe schon an die

- KREISmUSEUm zOnS - ausstellung „Das Kreuz der Jugend. Ein glaubens- zeichen neu gesehen“ In zusammenarbeit mit dem Erzbischöflichen gymnasium marienberg neuss und dem Erzbi- schöfliches Kardinal-Frings-gymnasium Bonn im Rahmen der ausstellungsreihe „himmelwärts. Re- ligiöses Leben an Rhein und maas“ des museums- netzwerks niederrhein. Schülerinnen und Schüler machten sich im herbst 2014 auf den Weg moderne Dokumente ihres glau- bens jenseits des Wortes zu formulieren. Sie ent- wickelten Darstellungen des Kreuzes in verschie- denen medialen Formen, die über eine didaktische und katechetische Verwendung hinausgehen. Ent- standen sind Plastiken, zeichnungen und Foto- grafien von Objekten, die allein das Thema Kreu- zesdarstellung zentrieren und der Bedeutung des Kreuzes im alltag nachspüren. Kreismuseum zons Schloßstraße 1 41541 Dormagen (zons) Kreismuseum zons

- KREISmUSEUm zOnS - museumsLeitung ich möchte mich mit Dem Wittgenstein’schen satz „WorüBer man nicht reDen kann, soll man schWeigen“ mich Bei allen BeDanken, Die sich Für Die ausstellung eingesetzt haBen. Begrüßung ausstellung „Das Kreuz der Jugend“ Freitag, 20.2.2015, 20:00 Uhr meine verehrten Damen und herren, das Themenjahr des museumsnetzwerkes nieder- rhein steht in diesem Jahr ganz unter dem zeichen „himmelwärts. Religiöses Leben an Rhein und maas“ - mit mehr 100 ausstellungen und Veran- staltungen in der niederrheinischen Region und in den benachbarten niederlanden. an dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Frau Dr. miste- rek-Plagge und Ihrer mitarbeiterin Frau Schindler vom Kulturraum niederrhein bedanken. Durch die finanzielle Förderung des Kulturraumes nie- derrhein sind wir in die Lage versetzt worden, die Objekte ins rechte Licht zu setzen. am ausgang liegen für Sie hefte bereit, die einen umfassenden Überblick über alle Themen geben, die auf unter- schiedliche art und Weise das religiöse zusam- menleben hier am niederrhein in augenschein nehmen. am heutigen abend befinde ich mich in der kom- fortabeln Situation, eine ausstellung zu eröffnen, die ich mehr als Beobachterin denn als Kuratorin erlebt habe. Unter dem motto „Schulen im Kreismuseum zons“ hat das museum in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder ausstellungen mit arbeiten von Schülerinnen und Schülern aus dem Rhein-Kreis neuss ermöglicht. So war auch das Erzbischöfli- che gymnasium marienberg bereits 1992 hier zu gast. Damals standen in einer kleinen ausstellung „menschen-Bilder“ im mittelpunkt, die im Kunst- kurs von Olaf gruschka entstanden waren. Es konnte kein zufall sein, als Olaf gruscka nach fast 20 Jahren unserem museum eine ausstellung vorschlug, in der die künstlerische auseinander- setzung junger menschen zu einem der ältesten Symbole der Welt im mittelpunkt stehen sollte: Das Kreuz. zum einen war es ein Beitrag der Jugend zu dem Themenjahr „himmelwärts. Religiöses Leben an Rhein und maas“, zum anderen liegt uns die zu

- aUSSTELLUng „DaS KREUz DER JUgEnD“ - sammenarbeit mit jungen menschen sehr am her- zen und geben ihnen gerne den Freiraum jenseits von eng strukturierten Unterrichtsplänen. Wer ler- nen will, zu fliegen, muss neben technischem Wis- sen auch lernen, mit den Freiräumen umzugehen und neugierig werden auf neue horizonte. gung, geburt und anbetung Jesus durch die drei heiligen Könige. Unter der Krippe im mittleren Relief findet sich die Datierung 1652. Die Kreuzes- darstellungen der Schülerinnen stehen dazu im Di- alog, so dass wir das alpha und das Omega bildlich vor augen haben. aber was hat sich seit der ersten ausstellung mit Olaf gruschka und den arbeiten seiner damaligen Schülerinnen nicht alles geändert. Fast 20 Jahre sind eine lange zeit und der Unterricht, aber auch die arbeit in den museen haben erhebliche Wand- lungen hinter sich. Insbesondere seit Frau hahn als wissenschaftliche mitarbeiterin zu unserem Team gestoßen ist, viele neue zeichen gesetzt und kre- ative Impulse für die zusammenarbeit zwischen Schulen und unserem museum eingebracht. Wur- den vor 20 Jahre Bildkompositionen, die in einem Unterrichtsblock entstanden waren, von der mu- seumsleitung konzeptionell in eine Präsentation gebracht, begann sie von Beginn ihrer Tätigkeit an, Schülerinnen und Schüler mit einzubeziehen, in die ausstellungsvorbereitung, in die Konzepti- on der ausstellung, in den aufbau der Präsenta- tion bis hin zur Pressekonferenz und Eröffnung. Wie kreativ ein gutes coaching sein kann, davon können Sie sich heute selber überzeugen. als erstes ging es darum, den Schülerinnen bereits im Vorfeld die Räumlichkeiten der Präsentation vorzustellen, denn museale Räume unterscheiden sich von Unterrichts- und arbeitsräumen erheb- lich. zumal es für Frau hahn und mich ein beson- deres anliegen war, unsere galerie für die Präsen- tation zu nutzen, denn dort befindet sich unsere gerade frisch restaurierte Stuckdecke von 1652. Es ist die älteste Kalkstuckdecke hier am niederrhein und die einzige in dieser Region, die szenische Reliefs zeigt. Die drei zentralen Bildreliefs Decke erzählen die Weihnachtsgeschichte mit Verkündi- Die Besichtigung des Raumes durch die Schülerin- nen war für mich sehr aufschlussreich, denn man konnte sofort spüren, wie der Raum und die Umge- bung neue Ideen in gang setzte, die Olaf gruschka immer wieder aufgriff, ohne einzugreifen. Etliche spürten vielleicht, dass sie schon fliegen konnten, ohne es vorher zu wissen. zwischenzeitlich hatte Frau hahn nur wenige In- formationen darüber, was auf sie, auf uns zukom- men sollte, obwohl einige Konzeptionen unsere neugier bereits sehr geweckt hatten. Der Tag der anlieferung war für mich besonders aufregend, denn das herantragen der arbeiten nahm kein Ende. 14 Schülerinnen haben sich be- teiligt, 53 arbeiten wurden eingereicht. Für Frau hahn stand fest: Die galerie reicht nicht, um je- dem Werk seine Würde zu geben und die arbeiten waren so vielfältig in Konzeption, im verwendeten material und in gut in der aussage, dass sie auf eine ausjurierung – zu Recht – verzichten wollte, was eigentlich üblich ist. Während des aufbaus entwickelten die Schülerin- nen eigene ausstellungsideen, auf die wir als mu- seumsfüchse erst einmal nicht gekommen wären. Es war ein sehr konstruktives miteinander – ge- paart mit einem respektvollen Umgang miteinan- der sowohl im menschlichen Bereich als auch den Objekten gegenüber. Einen Eindruck von dem kre- ativen Prozess der Schülerinnen – von der Idee bis zum Werk und der Realisierung der ausstellung

- KREISmUSEUm zOnS - können Sie – dank Olaf gruschka -in der Diashow in der ausstellung nachvollziehen. Dort erleben Sie auch 17 weitere arbeiten, die aus dem Kunstkurs des Erzbischöflichen Kardinal Frings gymnasium Bonn unter der Leitung von Daniela Leiter entstan- den sind. Von dieser Stelle danke auch Frau Leitner ganz herzlich für Ihr Engagement. Ich möchte mich mit dem Wittgenstein’schen Satz „worüber man nicht reden kann, soll man schwei- gen“ mich bei allen bedanken, die sich für die ausstellung eingesetzt haben. Denn vieles was ich erlebt habe, lässt sich nicht in Worte fassen, ohne dass ich gefahr laufen würde, etwas zu zerreden. Ich danke herr gruschka für die hervorragen- de arbeit, für die Freiräume, die er gegeben hat, damit großes entsteht und für die ausgesprochen harmonische zusammenarbeit mit dem museum. mein großer Dank geht natürlich an die Schülerin- nen beider gymnasien - für ihre gedanklichen und emotionale auseinandersetzung mit dem Thema und besonders danke ich Frau hahn, die zielstre- big, anpackend, begeisternd und anspornend alle Fäden in der hand gehalten hat. Tauchen Sie in alle diese Prozesse ein und spüren sie, mit welcher hingabe die Werke und die aus- stellung entstanden sind. angelika Riemann

- KREISmUSEUm zOnS - statement leistungskurs kunst / erzBischöFliches gymnasium marienBerg, neuss reDe Der schülerinnen Sehr geehrte gäste, liebe mitschülerinnen, ich freue mich sehr, dass mit dem heutigen abend eine Kunstausstellung meines Kunstleistungskur- ses unter der Leitung unseres Kunstlehrers herrn gruschka, hier im Kreismuseum zons eröffnet werden kann. Dies spricht für die hohe Wertschät- zung, die man im Kulturbereich der Stadt neuss dem künstlerischen Leistungsniveau des gym- nasiums marienberg entgegenbringt, dies zeugt auch vom Vertrauen der verantwortlichen muse- umsleiterin, Frau Riemann und ihrer assistentin, Frau hahn, die daran glauben, dass gerade dieser besondere, museale Ort des hauses geeignet ist, menschen aller Schichten und mit unterschied- lichsten Interessen hier mit den ausgestellten Wer- ken jüngerer menschen zum Thema „ Kreuz“ zu konfrontieren und mit ihnen in einen Dialog zu treten. hinweisen möchte ich auch auf die 17 arbeiten des Kardinal Frings gymnasiums aus Bonn, die digital vertreten sind. Frau Daniela Leiter ist verantwort- liche Kunstlehrerin in Bonn. Danken möchte ich auch unserem Schulleiter, herrn Burdich, der im eigenen haus zwar dem Ikonoklasmus des Brandschutzes unterliegt, aber diese und andere ausstellungen mental, finanziell und mit administrativem großmut unterstützt. Ich darf Ihnen nun meinen Leistungskurs und das anliegen der ausstellung vorstellen. zunächst stellen wir mit den vierzehn Schülerinnen eine gruppe dar, von denen die allerwenigsten Künste studieren werden. Vielleicht darf man aber davon ausgehen, dass kunstaffine Berufsinteressen im weiten Fokus stehen. Es tut gut, dies so zu benennen, denn Kunst ist un- verzichtbarer Teil der Bildung und Schule ist nicht gleichbedeutend mit ausbildung. Kunst, so unser Kunstlehrer, Olaf gruschka sei nicht der müßiggang schöner Bastelstunden, de- ren Produkte Beifall hervorrufen sollen. Dies sei im Ereignisfall vielmehr verdächtig, weil es dann nicht gelungen sei, den Bewusstseinsprozess Kunst in gang zu halten. nur Erwartungen bedienen sei nicht genug. man müsse die Erwartungen gestal- ten.

- aUSSTELLUng „DaS KREUz DER JUgEnD“ - Spätestens seit der Renaissance sei die Kunst eine angelegenheit der Idee, was nicht heiße, die Kunst zuvor sei ideenlos gewesen. Sie hatte aber kein Be- wusstsein davon individualistisch sein zu wollen. Die Kunstwerke waren immer schon individuell und unterschiedlich in der Qualität, nur verstand sich der macher nicht als gesetzgebender Künstler, dem das Werk glücken kann oder auch nicht. nein, der damalige Künstler richtete sich weitge- hend nach der ihn umgebenden Tradition und ver- suchte diesen tradierten Vorstellungen zu entspre- chen. Kunst lebt spätestens nach der Renaissance davon, dass ihre Künstler den zeitgeist ihrer Epoche in Frage stellen, die Künstler also quer denken, um die unbedachten und leichtfertigen Erklärungs- muster ihrer zeit zu zerstören. Wir konkurrieren in unserer ausstellung nicht mit Kunstwerken, die in ihrer Vollkommenheit den Vorschein des absoluten darstellen. Wir experi- mentieren mit den möglichkeiten, ausdrucksfor- men für das Symbol Kreuz zu finden. Bildwerke sind weitaus komplexer als der kalte tote Buchsta- be. Ihr Bedeutungsgehalt ist einfach größer. Lassen wir das beiseite. Sprache entwickelt sich mit immer neuen Worten, die als neologismen die Bühne der Sprachwelt betreten und dann der Konventionalisierung der Sprachgemeinschaft bedürfen. Wortneuschöpfungen müssen von der Sprachge- meinschaft akzeptiert werden, um in die Sprach- kultur aufgenommen zu werden. Werden sie nicht akzeptiert, wirken sie dennoch und werden indirekte Wirklichkeit. Diese dynamische Entwicklung der Sprache ist der motor einer lebendigen Sprachgemeinschaft. Wer wollte das der Dynamik der Kunst verwehren, erleben wir doch tagtäglich eine rasante Entwick- lung visueller gewohnheiten. Wenn wir uns mit dem Thema Kreuz beschäftig- ten, dann bitte nicht, so unser Kunstlehrer mit der Schere im Kopf, sondern mit einer ergebnisoffenen Suche …..gleich jeder anderen wissenschaftlichen Betätigung. Denn Kunst sei nicht Objekt, sondern medium des Wissens, nur wüssten es nicht alle. Kunst lebt davon, dass sie den Betrachter zu einem neuen Sehen der Welt anregen will, um eine ver- borgene Wirklichkeit, die hinter den Dingen liegt, erahnen zu lassen. Kunst gibt sich nicht mit vordergründigem Schein zufrieden; indem sie auf verdeckte Bezüge hinweist. Indem sie den Betrachter aufruft, das Scheinhafte der Wirklichkeit zu durchbrechen und es zu erken- nen, zeigt sie menschliche grenzen auf. Weil Kunst stets quer denkt, da sie eine andere Wirklichkeitserfahrung thematisiert, in der – wie novalis formuliert – nicht mehr zahlen und Figu- ren die Schlüssel aller Kreaturen sind, bringt sie uns in Berührung mit letzten Fragen menschli- cher Existenz und führt in die Weite und Tiefe der Transzendenz. Eine Kunstausstellung zu dem Thema „Kreuz – Ein Symbol neu gesehen“ zu eröffnen, bereitet mir aus mehreren gründen große Freude. als Schülerin (ich spreche hier stellvertretend für alle an der ausstellung beteiligten Schülerinnen des Kunstleistungskurs und des grundkurses des gymnasiums marienberg und für die Schülerin-

- KREISmUSEUm zOnS- Wenn wir uns unterrichtlich mit dem giacometti typischen aspekt er Dialektik von Raum und Lee- re oder dem Potenzial des Bewegt Seins beschäf- tigten, dann werden Sie das in unseren arbeiten ebenso wiederfinden wie uns auch die auseinan- dersetzung mit der Künstlerin marlene Dumas, das Klischee unserer medial geprägten Wahrneh- mung offenbarte. auf zu neuen Ufern sollte unser Leitspruch sein, der auch bei mitschülerinnen schon einmal skep- tisch betrachtet wurde. . nen des Kunstgrundkurses des Kardinal-Frings- gymnasiums Bonn) bin ich natürlich stolz, die gelegenheit zu haben in diesem musealen Rahmen meine arbeiten zeigen zu dürfen. Das Display mu- seum bietet einen Kontext, der in seiner großzü- gigkeit und Weite die gezeigten arbeiten nicht in der visuellen Flut des alltags untergehen lässt. In diesem Rahmen wird das einzelne Werk in sei- nem Bedeutungsgehalt gewürdigt. Das museum wirkt letztlich wie ein mikroskop. Es fokussiert, zeigt die alleinstellungsmerkmale. Es isoliert die arbeit. Reißt sie aus dem alltag. Das museum bietet, so verstanden, das Dispositv einer wissenschafts-propedeutischen arbeit. Die Subkultur Kunst ist kein Kanal, sondern ein sich stetig öffnender Raum. aus diesen gründen muss den künstlerisch-musi- schen Fächern ein weitaus höherer Stellenwert in den ministeriellen Vorgaben der Bildung einge- räumt werden. Für unsere Bildung ist die ausei- nandersetzung mit künstlerischen Werken eine chance, einen neuen Blick auf die uns umgebende Welt zu wagen und kreativ gestaltend auf sie ein- zuwirken. hierbei muss die Kunst das „nichtidentische“ bleiben. aus einem Interviewfilm mit andreas gursky blieb mir im gedächtnis haften, das Kunst ein mysterium ist. Sie lässt sich nicht identifizieren während heute alles nichtbegriffliche begreifbar gemacht werden soll. Kunst ist, was sie nicht ist und nicht mehr ist. Sie bestimmt sich im Verhältnis zu dem, was sie nicht ist.

- LuDWiG J. J . WittGenStein- grenzen Der sPraCHe Die Beziehung zWischen namen unD Benannten BilDet Die Basis Des „tractatus“ von halDa krüger - Deutsch gk Q1 Von den Grenzen der Sprache Ludwig J. J . Wittgenstein – einer der bedeutends- ten Philosophen des 20. Jahrhunderts und Vertre- ter der Philosophie der Logik, der Sprache und des Bewusstseins Wenn man sich mit Wittgensteins methode des „zeigens“ auseinandersetzt, wird man, wie auch Daniel Brockmeier feststellen musste, schnell auf die grenzen der Sprache stoßen. Der Sprache, die in sich selbst ein sich stetig wandelndes Konstrukt ist, obliegt häufig die aufgabe das Bildliche, das zu- zeigende, treffend auszudrücken. Inwieweit ist es ihr doch möglich ihre aufgabe zu erfüllen, wenn jegliche Beschreibung durch die Sprache schon eine art Interpretation geworden ist? Daniel Brockmeier hält in seiner arbeit zu Witt- genstein und den grenzen der Sprache folgendes fest : Wittgenstein unterscheidet in seinem „Trac- tatus“ das Sagen und das zeigen, wobei das erste- re als das Erklären und Theoretisieren verstanden werden soll, dass letztere ein Erkennen und Deuten ist. Der Tauglichkeit der Sprache, den alltag zu be- schreiben, steht die These der „Unausdrückbarkeit der Semantik“ gegenüber. Essentiell, um die Taug- lichkeit der Sprache im alltag zu rechtfertigen, ist dabei die abbildtheorie des frühen Wittgenstein. Diese beschreibt den sinnvollen ausdruck von ge- danken, dem durch die Sprache eine grenze gezo- gen wird. mit einem Satz, den wir sprechen, meinen wir den gedanken zu übermitteln, der dem Satz zugrunde liegt. Damit wird der gedanke der Sinn des Satzes. Jedoch ist der gedanke in seiner absolu- ten natur, die unmöglich objektiv zu beurteilen ist, kein grundlegendes Fundament für eine aspektori- entierte Beantwortung dieser Frage. Diese Relation zwischen dem abbild und der Wirklichkeit ist das Thema der abbildtheorie. Um die metaphysische Ebene des gedankens zu verlassen und eine an- dere Rechtfertigung für den Wahrheitsgehalt des Satzes zu finden, geht Wittgenstein auf die Bezie- hungen zwischen dem abbild und der Realität ein. Das Bild sei ein modell der Wirklichkeit und eine funktionale Bestimmung der Realität. Der Satz entspreche dabei dem abbild der Wahrheit. Um jedoch ein passendes Bild zu sein, müssen abbild 47 KUnSTmagazIn

- LUDWIg J. J . WITTgEnSTEIn - »Die Beziehung zWischen Dem satz, unD Dem, Was er BeschreiBt, ist eine innere.« und Wirklichkeit zu einem gewissen grade mit- einander übereinstimmen, den Wittgenstein als „logische Form“ bezeichnet. Die Sprache wäre so- mit, solange sie nicht durch eine lyrische Struktur oder erschwerte sprachliche Darstellungsformen ausgezeichnet ist, ein unverzerrtes Bild der Rea- lität. Dabei können Bilder falsch und richtig sein, die gleiche logische Form aufweisen, und als Bild bezeichnet werden. Sobald die logische Form je- doch zu sehr von der Realität abweicht ist das Bild kein Bild mehr. Der Unterschied zwischen Sagen und zeigen, und somit der Beweis der grenzen der Sprache, begründet auf deren Unhintergehbarkeit. Die Semantik stößt dabei an ihre grenzen. Laut Wittgensteins abbildtheorie muss der gesproche- ne Satz als abbild konform sein mit der Form z.B. des geschriebenen Satzes. Dies ist unmöglich. Ob- wohl die logische Form des abbildes eine Begrün- dung für dessen Wahrheitsgehalt ist, ist es wichtig zu vermerken, dass die Übereinstimmung niemals 100 % sein kann, da in diesem Falle das abbild und das abgebildete gleich wären. Die Beziehung zwischen dem Satz, und dem, was er beschreibt, ist eine innere. Das heißt, dass die Beziehung zwischen diesen beiden Komponenten eine ist, die nur „gezeigt“ und nicht „gesagt“ wer- den kann. Der Beweis, das eine innere Beziehung in Form der logischen Form besteht, kann nicht sprachlich ausgedrückt werden, da im sprachli- chen ausdruck schon das Potenzial des Satzes, die Wahrheit auszudrücken, vorweggenommen wird. Wittgenstein unterscheidet drei arten von Sätzen: die Sätze über die Welt, die den Sinn beweisen, die Sätze der Logik, die eine art Tautologie und ein Spiegelbild der Welt bilden, und die philosophi- schen Sätze, die Ethik, Ästhetik und metaphysik außerhalb der Sprache beschreiben und die Phi- losophie als Tätigkeit verstehen. Die grenze der Sprache zeige sich darin, was man in ihr über sie sagen kann. Daher ließen sich Sätze leichter künst- lerisch als sprachlich ausdrücken. Die Verwirrung und Sinnlosigkeit der ausführungen des „Tracta- tus“ zeigen daher, was Wittgenstein zu veranschau- lichen versucht: Die Sprache weist grenzen auf. auch in seinem späteren Werk, den „Philosophi- schen Untersuchungen“, wird mit dem „Sprach- spiel“ die Idee der grenzen weiter ausgeführt. Das Sprachspiel, das eine Verbindung zwischen den sprachlichen und außersprachlichen Elementen bildet, veranschaulicht die Unausdrückbarkeit der Semantik und die Beziehung zwischen Sprache und Welt. Wittgenstein zeigt, was er nicht sagen kann. Selbst aus der niederschrift seiner „Philoso- phischen Untersuchungen“ in ihren lose aneinan- der gekoppelten Paragraphen, die nicht stringent aufeinander aufbauen, geht die Einsicht hervor, die der späte Wittgenstein vertrat, dass sein Werk niemals als ganzes betrachtet werden könne. Das Sprachspiel ist für Wittgenstein die letzte grenze des Beschreibbaren. » Die sprache Weist grenzen auF. « 48 KUnSTmagazIn

- LuDWiG J. J . WittGenStein- - RUBRIK TITEL - Die Beziehung zWischen namen unD Benannten BilDet Die Basis Des „tractatus“ grenzen Der sPraCHe lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo do- lores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam vo- luptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea taki- mata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ip- sum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed von halDa krüger - Deutsch gk Q1 diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ip- sum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ip- sum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est » heisenBerg sollte in seinem Werk „Der teil unD Das ganze“ DarauF eingehen, Wie schWer ist Doch sei, Die neuen physikalischen phä- nomene mit Worten zu BeschreiBen, ohne eine art Deutung vorzuneh- men, Die nicht Dem Be- oBachteten entspricht, aBer verzWeiFelt ver- sucht, es in Worte zu Fassen. « Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt 51 SchULmagazIn

- LUDWIg J. J . WITTgEnSTEIn - Was genau ist jedoch ein Sprachspiel? Wenn man sich den Wortursprung, den Begriff des Spieles, sei es nun ein gesellschaftsspiel oder Ähnliches, vor augen führt, dann wird deutlich, dass sich Spiele in ihrem aufbau und ihre ausführung zwar unter- scheiden mögen, aber sie dennoch etwas zum „Spiel“ macht. Diese inneren Beziehungen, Verwandtschaften, lassen sich auf Wittgensteins Sprachspiele zurückführen, die die Beziehung zwi- schen der Welt und ihre Beschreibung zu veran- schaulichen versuchen. Die Beziehung zwischen namen und Benannten bildet die Basis des „Tractatus“. Die Sprachspiele sind ein ansatz, die Beziehungen zwischen Sprache und Welt, die erste art der philosophischen Sätze, zu verstehen. Sprachspiele entziehen sich jeglicher analyse, da über sie nicht gesprochen werden kann, sondern sie zeigen sollen, wo die grenzen der Spra- che liegen. alles Semantische sei dabei unsagbar. Die Verwendung der Sprache setzt den Wahrheits- gehalt der Beschreibung durch Sprachspiele voraus. Der Satz von der „Unhintergehbarkeit der Sprache“ sagt voraus, das es gleichzeitig keinen Standpunkt außerhalb der Sprache geben kann, veranschau- licht dadurch, dass man in ihr nur über sie spre- chen kann. gleichzeitig kann man nur über einen Standpunkt, der jenseits der grenze der Sprache liegt, die Unhintergehbarkeit der Sprache objektiv beurteilen. Die vor-pragmatische Philosophie sieht das Innere des Objektes als abge- sondert von der Welt an. Diese Ebene der Existenz würde das Verhältnis zwischen Sprache und Welt klären, wobei die Sprache als phonetischer Über- mittler von gedanken zwischen zwei sprechenden Individuen fungiert. Die abbildtheorie wird da- bei teils wieder aufgegriffen, wenn die Sprache als Spiegelbild der Wirklichkeit bezeichnet wird. Die Beziehung von namen und Benannten bleibt dabei »Die grenzen Der sprache sinD, in ihrem unDeFinierBa- ren charakter, ein solches mysterium.« subjektiv durch private Erlebnisse und assoziatio- nen mit dem Wort. Darin besteht letztendlich das Problem dieser herangehensweise an die Definiti- on der Beziehung: Persönliche assoziationen kön- nen keinen objektiven Standpunkt darstellen, aus welchem man urteilen kann. Die Sprache, die der mensch im alltag verwendet, basiert auf Regeln, die ihren öffentlichen charak- ter untermauern. Es ist Praxis, nicht hypothese, diesen Regeln zu folgen . Jedoch muss man unter- scheiden zwischen der Überzeugung, dass man den Regeln folgt, und dem tatsächlichen Befolgen der Regel. Die Regeln, denen die öffentliche Spra- che unterliegt, sind keine private Interpretation. Der private anspruch missversteht die Definition der Regel. Brockmeier stellt sich die Frage, ob unsere alltags- sprache daher ausreiche, der Frage nach der Taug- lichkeit der Sprache zur Illustration eines Sachver- haltes nachzugehen. Jedoch kommt er schnell zu dem Schluss, dass, wie auch immer grob die Spra- che wirken mag, sie offensichtlich zu gebrauchen ist. Es ist nun einmal eine merkwürdige Begeben- heit, dass man über die Sprache nur in der Sprache sprechen kann. nur Äußerliches könne daher über die Sprache hervorgebracht werden. gleichzeitig ist nach Wittgensteins Definition die Sprache un- möglich zu grob, da eine Idealsprache, die ziel des Tractatus war, auf ihr basieren müsste. In seinem 52 KUnSTmagazIn

- LUDWIg J. J . WITTgEnSTEIn - Spätwerk, den Philosophischen Untersuchungen, gibt Wittgenstein die Idee der Idealsprache auf, da er die Sprache nicht mehr nur als abbild der Wirk- lichkeit versteht (abbildtheorie). Die Erklärungen würden ein Ende haben, da die Sprache das letz- te Bezugssystem bildet, demnach keine Idealspra- che nötig ist, um die Sprache zu beschreiben. Das Sprachspiel dient dabei als Beschreibung dieses Sachverhaltes, lässt den außenstehenden jedoch außen vor. Die einzige Instanz, die folglich imstande wäre, ein anzuerkennendes Urteil über die Beziehung zwi- schen Sprache und Welt zu fällen, wäre jemand, der noch nicht sprechen kann. Das Erlernen der Sprache ist von augustinus von hippo wie folgt beschrieben worden: Ein Kind erlernt die Sprache, als würde es eine andere schon verstehen. Es ist auch im Stande zu denken, ohne es ausdrücken zu können. Wittgenstein selbst ist von dieser falschen Überzeugung beim Schreiben des „Tractatus“ aus- gegangen. Das Lernen der Sprache ist keinesfalls ein Erklären, sondern lediglich das abrichten ei- nes Kindes auf das Sprechen. Es braucht, laut Witt- genstein, viel, eine zeigegeste zu verstehen. Diese hinweisende geste schaffe dabei die Verbindung zwischen namen und gegenstand. Der späte Witt- genstein bezeichnet das Urteil über das Verhältnis von Sprache und Welt als eine Frage der Perspek- tive. Eine absolute Opposition zwischen Sprache und vorkonstruierter autologischer Welt sei nicht länger haltbar. Der scheinbare Unsinn des „Tracta- tus“ würde die Basis für diese Erkenntnis schaffen. nach Brockmeier, Daniel, Wittgensteins methode des zeigens- von den grenzen der Sprache, 2004 Die abstrakten ausführungen Wittgensteins schei- nen, trotz der vielen Erklärungsansätze, dem all- tag und der Realität manchmal ziemlich fern zu sein. Tatsächlich aber erreichen wir die grenzen der Sprache viel öfter, als uns bewusst ist. Die inFormation - LuDWiG J. J . WittGenStein- 53 KUnSTmagazIn

- LUDWIg J. J . WITTgEnSTEIn - Überzeugung, dass es etwas gibt, dass für uns un- beschreiblich ist, ist ein beunruhigender gedanke. Eine Welt, die darauf aufgebaut ist, alles zu verste- hen, was uns umgibt, hat die angst vor dem Un- beschreiblichen noch mehr geschürt. Die Fülle der modernen Literatur bedient sich beizeiten dieser angst und verwandelt sie in meisterwerke. Bei- spielsweise hat sich h.P. Lovecraft dieser angst in seinen Werken gewidmet, um seine Leserschaft in angst und Schrecken zu versetzen. »ein kinD erlernt Die spra- che, als WürDe es eine anDe- re schon verstehen. es ist auch im stanDe zu Denken, ohne es ausDrücken zu können« »Das sprachspiel ist Für Wittgenstein Die letzte grenze Des BeschreiBBaren. « Die Literatur bleibt nicht die einzige Ebene, in wel- cher die grenzen der Sprache anschaulich werden und mit dem alltäglichen Leben direkt in Kontakt treten. man sehe nicht weiter als zu den neuesten wissenschaftlichen Errungenschaften. heisenberg sollte in seinem Werk „Der Teil und das ganze“ darauf eingehen, wie schwer ist doch sei, die neu- en physikalischen Phänomene mit Worten zu be- schreiben, ohne eine art Deutung vorzunehmen, die nicht dem Beobachteten entspricht, aber ver- zweifelt versucht, es in Worte zu fassen. Wittgen- steins Relation vom Bild zur Wirklichkeit wird da- mit Teil der alltäglichen Probleme, mit denen wir konfrontiert werden. Eine alternative zu der Prob- lematik, die die Sprache umgibt, ist aber schon Teil unseres gesellschaftlichen Konsens. Es ist, meines Erachtens nach, eine Fehlinterpreta- tion der gesellschaft, die Sprache und analyse so sehr über den Stellenwert der Künste zu erheben. Ein Bild oder eine Sinfonie kann beizeiten viel bes- ser die Realität beschreiben als die Sprache. Witt- gensteins Theorie des zeigens gewinnt in diesen zwei medien viel mehr an Bedeutung, die analyse tritt in den hintergrund. Die mystik und Schön- heit der künstlerischen gestaltung geht meist ein Stück weit verloren, wenn man anfängt, sie zu ver- stehen. Die grenzen der Sprache sind, in ihrem un- definierbaren charakter, ein solches mysterium. Die analyse oder, besser gesagt, das Verständnis davon, wo genau diese grenzen liegen und wie sie beschaffen sind, zerstört diesen charakter. Es ist nicht so tragisch, dass man sie wohl nie definieren kann. Es gibt genug Kunst und musik, um zu zei- gen, wo sie liegen. Halda Sophia Krüger Schülerin bezieht sich auf: Wittgensteins methode des „zeigens“ - von den grenzen der Sprache Wissenschaftliche arbeit Verfasser: Daniel Brockmeier September - Dezember 2004 / grin.de 54 KUnSTmagazIn

- DSVGO: IPhIgEnIE hÄTTE SIE gUT gEFUnDEn- DsgVo iphigenie hätte sie gut geFunDen mit den neuen Regularien zum Datenschutz geht hinsichtlich der Fotografie ein Schreckgespenst durch die Schulen, weil jedes Foto eine genuine Datenschutzverletzung darstellt. Dies gilt insbe- sondere für die digitale Fotografie, die simultan zur auslösung gPS-Daten, Uhrzeit und Kamera- einstellungen speichert, prinzipiell die Bilder in ei- ner cloud ablegen kann oder auch per Bluetooth die Bilder mit anderen nutzern teilt. Bei einer stan- dardisierten Bildrate von bis zu 30 Bildern in der Sekunde wird jedes koordinierende Bewusstsein ausgeschaltet, zumindest nachgeschaltet. Einst ver- fügte man über einen Filmstreifen mit 12, 24 oder 36 Bildnegativen, den es zu belichten galt. man überlegte jede Einstellung vor der auslösung. Die Erstellung eines Lichtbildwerks war ein bewusster akt, der in der Dunkelkammer ans Licht gebracht wurde. nicht immer war die so ans Licht gebrach- te Fotografie eine wirkliche Konkurrenz für das zuvor erlebte Bild. Es bedurfte komplexer Vorbe- reitungen oder eines glücklichen augenblicks, um sich mit fundiertem Wissen zur Technik des Foto- grafierens an die Wirklichkeit des gesehenen her- anzutasten. Dieses Verhältnis hat sich umgekehrt Alle Wahrnehmung ist eine Annahme In dem maße, wie die Fotografie ihren dokumen- tarisch beweisfähigen charakter des Bildnegativs verloren hat, tritt sie nicht nur an die Stelle der Wahrnehmung, sondern verweist die Wahrneh- mung auf Sachverhalte, die zuvor gar nicht wahr- genommen wurden. man fotografiert nicht nur schneller, als es die Trägheit des menschlichen auges zulässt, sondern entdeckt in der Dunkelheit eine sonst nicht wahr- nehmbare Farbbrillanz im Tele- wie im makro- bereich. Die bewusste Wahrnehmung folgt nicht mehr aufwendiger Vorbereitung, sondern ergibt sich in der nachbetrachtung der mechanisierten Wahrnehmung, die niemals unserem Sehen ent- spricht. hier die apparatur, dort das menschliche Sehen. Im gebrauch der apparatur ereignet sich bereits die Datenschutzverletzung, die weder auge noch geist registrieren . Das gilt für auto-, ampel-, Radar-, Satelliten- und jede Form von Überwa- chungskameras. Die optischen Kameraprothesen für mangelnde Sehfähigkeit sind längst entwickelt. 57 KUnSTmagazIn

- DSVGO: IPhIgEnIE hÄTTE SIE gUT gEFUnDEn - Wir reden über Fotografien. Fotografien sind Bilder, die wahrgenommen werden wollen. genau genommen gibt es aber keine „Wahrneh- mung“. alles, was wir „für wahr nehmen“, bleibt doch nur ein annehmen, eine hypothese, die sich erst zu bewähren hat. nur hat die menschliche Wahrnehmung in der vertrauten Umwelt so viele Überprüfungsmöglichkeiten, dass uns die fließen- den grenzen zwischen Sehen, Deuten und bloßem Raten noch viel weniger bewusst werden als im Falle des Bilderlesens von Fotografien. Haben Bilder im philosophischen Sinn überhaupt einen Wahrheitsgehalt? Bilder sind Repräsentanten in dem Sinne, dass sie, wie andere Repräsentationssysteme auch, etwas wiedergeben, was sie nicht selbst sind. Was etwas wiedergeben will, kann aber nicht selbst das sein, was es wiedergibt. Bilder können nicht die Wahr- heit sein, sie könnten sie vielleicht repräsentieren, aber auch das kann ich mir – zumindest unter pla- tonischen Prämissen – nicht vorstellen. Würde Sokrates die Frage stellen, „Was ist ein Bild?“, und man würde antworten, es gebe Bilder in museen, im gehirn, Bildnisse, Wunsch- und zerrbilder, langsame Bilder, reale Bilder, fiktive Bilder, Bilder im Internet und im Familienalbum, dann wäre Sokrates unmerklich enttäuscht. Weil man eine Reihe von Beispielen, aber keine Defi- nition geliefert hätte. In diesem Sinne ist es ange- zeigt, als gattungsbegriff für das Bild den Begriff des mediums anzunehmen. Bilder sind medien in dem Sinne, dass sie, wie andere medien auch, et- was wiedergeben, was sie nicht selbst sind, selbst- verständlich ohne dass in dieser Bestimmung ir- gendeine Vorentscheidung über den ontologischen Status des Wiedergegebenen impliziert ist. gerhard Richter: „Bilder stellen etwas dar, was sie nicht sind“. RP vom 07.07.18 allgemein gilt ja: Was etwas wiedergeben will, kann nicht selbst das sein, was es wiedergibt. also sind medien von dem, was sie wiedergeben, ver- schieden; und sobald medien wahrgenommen werden, stehen sie gleichsam in der mitte zwischen dem Wiedergegebenen und dem Wahrnehmenden: auf eben diese mittelstellung verweist ja, neben- bei, auch der Begriff des mediums (medium = das mittlere). Das wiederum hat zur Folge, dass me- dien niemals vollkommen transparent in Bezug auf das Wiedergegebene sein können, dass sie sich vielmehr an irgendeiner Stelle selbst, d. h. in ihrer eigenen Beschaffenheit, ins Spiel bringen. Jedes medium stellt sich in spezifischer Weise zwischen das Wiedergegebene und den Wahr- nehmenden. „nichts“, so Eduard in den Wahl- verwandtschaften, „ist bedeutsamer als die Da- zwischenkunft eines Dritten“. Der Dritte ist der Interpret, ein Schleiermacher, der mit machtan- spruch dazwischentritt. Bilder haben keinen Wahrheitsgehalt Bilder haben keinen Wahrheitsgehalt. Sie sind bes- tenfalls eine membran, die im platonischen Sinn, wider besseres Wissen, etwas vorgaukeln. Bilder sind Konstruktionen der Wirklichkeit, die dem sehenden Subjekt unterstellt sind, oder Ergebnis- se einer mechanischen apparatur, die uns bereits glauben lässt, unser Sehfeld sei rechtwinklig. Weit gefehlt, mit einem auge können wir nur rund se- hen und mit beiden ellipsoid. Ich will aber nicht so weit gehen und sagen, Bilder seien per se eine justiziable üble nachrede, weil sie immer an der Wahrheit vorbeigehen. Im Bereich Schule muss 60 KUnSTmagazIn

- DSVGO: IPhIgEnIE hÄTTE SIE gUT gEFUnDEn- man aber insbesondere den aspekt des medialen Seins der Bilder im Blick halten, weil Bilder als Konstruktion immer eine aussage über die, den, das abgebildete/n bekunden. hierüber muss ein kommunikatives Einverständnis hergestellt wer- den. Iphigenie wusste es immer schon und bril- lierte mit herrschaftsfreiem Diskurs. Sie erzielte Einigkeit ohne jede weitere manipulation. In den Schulen kann kein fotografisch manipulativer herrschaftsdiskurs gelten, sondern angezeigt ist ein kommunikatives handeln. Dazu gehört eine Verständigung über Fotografien, die erstellt wer- den, um sich gemeinsam der möglichen Wahrheit zu nähern. zumindest gilt dies, wenn Personen abgebildet werden und ihre Daten betroffen sind. mitunter geht dies nur mit Einbezug der Erzie- hungsberechtigten und immer im miteinander mit den abgelichteten. Das Foto/Bild ist medium und nicht Objekt des Wissens. als medium kann es nicht identisch mit dem Wiedergegebenen sein, sondern es enthält in- terpretative Eigenanteile des Fotografen, über die es sich mit den abgebildeten oder deren Erzie- hungsberechtigten im Vor- und nachfeld zu ver- ständigen gilt. Die Verhältnisse haben sich umgekehrt Es muss bedacht werden, dass alle Bilder/Foto- grafien mediale annahmen von etwas sind, das es zu verstehen gilt. hierbei muss berücksichtigt werden, dass sich das Verhältnis von „Verstehen“ einerseits und der Technik des abbildens anderer- seits längst umgekehrt hat. Die soziale Wirklich- keit hinkt der technischen Entwicklung hinterher, und auch die Schule vermag zwar diesen Prozess nicht mehr umzukehren, muss sich ihm aber nicht bedingungslos ergeben. Die technischen mittel der Fotografie hatten zunächst eine arbeitsentlastende Funktion. Die mittel beziehen sich auf maschinen, automaten und Instrumente, die Wirklichkeit als abbild vorrätig hielten, um sie zu dokumentieren, zu analysieren und zu verbessern. Sie waren Be- weis, Erinnerung und Dokument. (In einem aufsatz zu den praktischen Folgen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts ((erör- tert habermas 1963 ...)) (habermas, Theorie und Praxis, Sozialphilosophische Studien, dritte aufla- ge 1982, Frankfurt a. m., Seite 336 ff.) Technische mittel hätten lange zeit die Organleis- tungen des menschen verstärkt, und wenn sie nicht mehr mit dem Energievorrat des menschen arbei- teten, dann, so habermas, waren sie in der Lage, die Organe zu ersetzen. Die Technik des neuen Stils, so habermas, basiere auf einer neuen grund- lage. hier würden nicht mehr sensorische Leistun- gen ersetzt, sondern die Intelligenz und Organleis- tungen in selbstregulierenden Kreisläufen. Es geht bei der Fotografie nicht mehr um ein abbild einer Person, sondern das abbild wird mit einer Viel- zahl von zusatzinformationen angereichert und in ein sich selbst regulierendes netz eingespeist. Die- se kybernetischen anlagen/netze arbeiten nicht nach starren Programmen, sondern entwickelten in der anpassung an variable Umweltbedingungen selbstständig neue Strategien. Wir leben längst unter der herrschaft der algo- rithmen selbstregulativer Systeme. Die Technik des neuen Stils nehme dem menschen nicht nur seine Operationen, sondern auch seine Kontrollleistungen ab. mit der neuen Technik kön- ne sich, so habermas, der mensch als homo Faber erstmalig vollkommen ersetzen und damit objekti- vieren und den in seinen Produkten verselbststän- digten Leistungen instrumentaler handlungen auch gegenübertreten. Über diese Stufe der voll- ständigen automatisierung hinaus könne es keine weitere Entwicklung der Technik geben, denn es seien keine weiteren Bereiche des menschen objek- tivierbar. 61 KUnSTmagazIn

- DSVGO: IPhIgEnIE hÄTTE SIE gUT gEFUnDEn - Bei der heutigen Technik und heutigen Ventila- tionsorganen, die allgegenwärtig und von jedem einfach zu bedienen sind, mutiert die Personenfo- tografie zur erkennungsdienstlichen Behandlung, die unter auslassung der StPO ohne jede richter- liche anordnung praktiziert wird. Die grenzüber- schreitung zu den Belangen der Strafprozessord- nung verwundert aber kaum, ist doch die Technik des Smartphones nichts anderes als eine Fußfessel, die freiwillig getragen wird. Wer hat die erkennungsdienstliche Behandlung angeordnet? Voraussetzung einer jeden erkennungsdienstlichen Behandlung nach der StPO ist, dass der Betroffene einer Straftat beschuldigt wird. Wer nur verdächtig ist, von den Strafverfolgungsbehörden aber noch nicht als Beschuldigter eingestuft wird, kann nicht nach § 81b StPO erkennungsdienstlich behandelt werden. angeordnet werden können dann allen- falls maßnahmen zur Identitätsfeststellung nach § 163b StPO. ikonoklasmus als Reflexionsschleife Unter der Prämisse eines nicht mehr kontrollier- baren Bildes hat das beinahe alttestamentarische Bilderverbot der neuen EU-Verordnung die zei- chen der zeit erkannt und setzt zumindest einen Reflexionsprozess in gang. Wir lesen Iphigenie in der Schule als musterbeispiel kommunikativer Kompetenz und gegenmodell einer gewaltbesesse- nen götterordnung und lassen gleichzeitig die au- tokratische Bildgewalt kleinster aufnahmegeräte gewähren, obwohl jeder zustimmen wird, dass das erstellte Bild als membran und Interpretation, nicht nur in der Datenerhebung, einen allgegenwärtigen herrschaftsanspruch darstellt. Konnotierten Wis- senschaft und Technik einst „Befreiung von“ und Erleichterung und standen beide unter der herr- schaft der kommunikativ miteinander vernetzten Subjekte, dann ist diese ehemalige hilfestellung und Befreiung in ihr gegenteil umgeschlagen. Der mensch tritt nicht mehr nur der Technik gegen- über, sondern er wird in die Technik integriert. Es ergeben sich maschine-mensch-Systeme, die nicht mehr der mensch steuert. Die wachsenden Reich- weiten technischer Verfügungsgewalt bleiben aber nur dann unproblematisch, wenn der technisch- wissenschaftliche Fortschritt im Willen und Be- wusstsein der miteinander herrschaftsfrei kom- munizierenden Subjekte festgemacht wird und sich nicht weiter selber automatisiert. Die beinahe reflexartige Fotografie hier wird eine zäsur im Sinne der Selbstbestim- mung erforderlich. Die beinahe reflexartige Fo- tografie im alltag markiert einen herrschaftsan- spruch, den es zu hinterfragen gilt. Dieser Vorgang, der die materielle grundlage einer modernen In- formationsgesellschaft darstellt, arbeitet aber nicht nach den koordinierten Plänen handelnder Sub- jekte. Die Bewusstmachung des seit 1907 gültigen Kunsturhebergesetzes, das das Recht am eigenen Bild auf der Basis eines politischen Wollens frei- er Subjekte immer schon regelte, ist angezeigt und steht spätestens seit der Digitalisierung der Foto- grafie im Konflikt mit dem DSgVO, das schon die unabgesprochene herstellung einer Fotografie in- frage stellt. Eine erzieherische Rationalisierung des Bewusstseins über persönliche Datenhoheit kann nur von Verhältnissen erhofft werden, die – wie Iphigenie es vorlebte – den machtanspruch der In- terpretation im Bild an Dialoge gebundenes Den- ken begünstigen. Wir müssen über das zu erstellende Bild im Vor- und nachhinein miteinander sprechen. Iphigenie wusste es bereits. Olaf gruschka 62 KUnSTmagazIn

- WaRUm FInDEn mEnSchEn BESTImmTE DIngE SchÖn? - Lust am sCHönen schönheit ist ein schWer zu erklärenDer BegriFF, Die unterschieD- lichsten sachen Wie Freiheit, spiel oDer Der WeiBliche körper WerDen als schön angesehen, Dies kann kritisiert WerDen oDer als Beschöni- gung Der hässlichen Wahrheit angesehen WerDen. von emma Bolten Kunst Q1 Schönheit ist ein schwer zu erklärender Begriff, die unterschiedlichsten Sachen wie Freiheit, Spiel oder der weibliche Körper werden als schön angesehen, dies kann kritisiert werden oder als Beschönigung der hässlichen Wahrheit angesehen werden. Fest steht aber, dass das Schöne Freude bereitet, und dieses Bedürfnis, die Lust der Schönheit drängt zur neugierde. Denn damit die Schwierigkeiten, die den Begriff begleiten, sich aufschlüsseln, müssen mehrere aspekte der Lust am Schönen beleuchtet werden. Friedrich Schiller versuchte diese Lust durch eine Theorie verschiedener Triebe zu begründen. nach ihm gibt es den Sachtrieb, die sinnliche natur des menschen und den Formtrieb, die vernünftige na- tur des menschen. Diese entgegengesetzten Kräfte, denen der mensch ausgesetzt ist, sind unversöhn- lich. genauso stehen sich Sinnlichkeit, Rationalität und moral im Weg. Schiller führt hier einen neuen Trieb ein, den nach dem Schönen, er nennt ihn Spieltrieb, da dieser, wie das Spiel, in der Befriedigung lustvoll sei. In diesem Spiel der Künste und Literatur befindet sich der mensch zwischen all dieser Triebe und keiner dieser wird bei der Befriedigung außen vor- gelassen. auch Freud, Begründer der Psychoanalyse spricht sich für das „ästhetische Spiel“ aus, da dieses den gleichen zustand wie die Psychoanalyse selbst aus- lösen soll. Sowohl die Verlangen des Es, des Ichs und des Über-Ichs werden hier gleichzeitig gestillt. Dieser Ursprung der Lust erklärt allerdings noch nicht die begriffliche und rationale Unfassbarkeit der Schönheit. In zeiten der aufklärung entwi- ckelte sich die Ästhetik, die Lehre der sinnlichen Wahrnehmung. In dieser Wissenschaft entstehen Erkenntnisse nicht nur durch Logik, sondern auch durch Empfindungen, Phantasien, Erinnerungen und Wünsche, des Weiteren dient sie gleichzeitig als künstlerische Theorie und als Kunst selbst. Da die Ästhetik im langen Konkurrenzkampf zwi- schen Kunst und Literatur gegen Wissenschaft und Philosophie in der mitte steht, wird auch Kri- tik ausgeübt. Unteranderem kritisierte goehte die „abstrakten Worte“, die die grenzen der Denk- kraft beschreiben sollen, denn das Schöne solle empfunden werden. Trotz Kritiken hatte die Äs- 67 KUnSTmagazIn

- WaRUm FInDEn mEnSchEn BESTImmTE DIngE SchÖn? - thetik einige große auswirkungen, beispielsweise in der Psychologie, die ohne die Ästhetik nicht die gleiche heutzutage wäre. Denn auch den gefühlen wird eine bedeutende Rolle im Entscheiden von schön und unschön zugeschrieben. Um Schwierig- keiten zu vermindern sind vergleichbare gefühle einfacher als Eigenschaften des zu bewertenden Dings, da nicht alle den gleichen geschmack ha- ben, jedoch fühlt jeder die gleichen gefühle. So- mit sind die lust- oder unlustvollen gefühle bei der Wahrnehmung zu analysieren und nicht das Ding an sich. neben den gefühlen spielen auch die Erinnerun- gen des Betrachtenden eine Rolle. Bei der Wahr- nehmung ist nicht nur das einfache aussehen charakteristisch, sondern ebenfalls alles, was der mensch jemals äußerlich und innerlich bezüg- lich dieses Dings erfahren hat. alle Sinne werden bei der „Wiedererinnerung an das ursprünglich, vollkommen Reine“ (Platon) beansprucht und ge- braucht. auch bei dem assoziationsprinzip wer- den oft Verbindungen zu Freuds Psychoanalyse und dessen Bezug auf Kindheitserinnerungen ge- zogen. Das Erkennen als „schön“ ist bis jetzt also eine triebgesteuerte Lust, die durch gefühle oder Erinnerungen ausgelöst werden kann. Doch ist die Schönheit nicht nur auf die eigene Befindlichkeit zurückzuführen, sondern auch auf bestimmte Ei- genschaften, die eine häufigere Lust als andere ver- ursachen. zum anfang folgt eine erstmalige Unterteilung in naturschön und Kunstschön. Schöne Künste sind visuell-wahrnehmbare Künste, die musik und die Literatur sind hier niedriger gestellt. als natur- schön gilt der mensch, dieser wird in seine schöne Seele und seinen schönen Körper unterteilt. Jedoch gelten nicht alle Körper als gleich schön, das weib- liche geschlecht gilt als das Schönere. Diese Präfe- renz wird jedoch leicht entfremdet und sexualisiert und instrumentalisiert die Frau, weswegen dies ein großer Kritikpunkt des Feminismus geworden ist. hier wird ein wichtiger Punkt der Ästhetik, die his- torisch veränderte Wahrnehmung deutlich, auch sind die Sinneswahrnehmung eines einzelnen In- dividuums immer unterschiedlich, jedoch sind die folgenden ansprüche an die Kunst seit der antike gleichgeblieben: Ordnung, harmonie, Symmetrie und Wohlproportionierung. Die Theorie des goldenen Schnittes, so wie das Seitenverhältnis von 5:8 löst großes Wohlgefallen bei den meisten aus. auch sonst ist die Symmetrie und die Wohlproportionierung eine große Eigen- schaft des Begriffes der Schönheit, welche auch in der musik und Literatur anzutreffen ist. Eine zu stringente gleichförmigkeit ist Unlust-her- vorrufend, genau wie bei dem stringenten Fehlen einer Ordnung und herrschendem chaos. Somit beschreibt das „Princip der einheitlichen Verknüp- fung des mannigfaltigen (gestaltung auf zahlrei- che Wege)“ nach Fencher, ein weiteres merkmal der Schönheit. Wieder befindet sich der Betrach- tende in einer mittleren Position, genauso wie bei der Triebhaftigkeit. Edmund Burke entwickelte genauere merkmale des Schönen. nach ihm sind schöne Dinge eher klein, zart, weich, glatt und zierlich, die Farbge- bung sollte hell, rein und freundlich sein, Töne eher leiser, klar und ruhig und genauso auch die Bewegungen. alles soll fließend ruhig ineinander übergehen können, damit die sanftere Liebe und nicht das stumpfe Verlangen einsetzt. Durch die- se aspekte und das Prinzip der einheitlichen Ver- knüpfung des mannigfaltigen lässt sich erklären, wieso eher Schlangenlinien, als gezackte Linien als schön empfunden werden: es ist eine ununterbro- chene abweichung, trotz geregeltem und durch- schaubarem Verlauf, die Linienführung ist zudem angenehm, durch einen ruhigeren Verlauf zu be- trachten. Beispiele sind alltägliche gegenstände wie ein Löffel oder eine Kaffeekanne, diese haben 68 KUnSTmagazIn

- RUBRIK TITEL - ÄstHetik lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo do- lores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam vo- luptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea taki- mata sanctus est diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ip- sum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ip- sum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed Sokrates war kein besonders gut aussehender mann, aus objektiver Sicht könn- diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. te man ihn sogar als hässlich bezeichnen. Und dennoch galt er als schöner at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea mensch, denn er verströmte eine aura des guten. Für ihn ist das Schöne nichts rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata anderes als das gute und das gute nichts anderes als das Wahre. Wie sein phi- sanctus est losophischer adjunkt Platon war Sokrates ein Idealist. Wer sich anschickt, dem Ideal von Schönheit und güte und Wahrheit gerecht zu werden, verkörpert Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- dieses Ideal in der Folge für die anderen in gleichem masse, wie man sich dem numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore Ideal bereits angenähert hat. Für die sogenannten Vorsokratiker hingegen hatte magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero das Schöne und Kunstvolle in der Orientierung an der harmonie und Symmet- eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. rie bestanden, die sie in der natur beobachtet hatten. Es gab also in der griechi- Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus schen antike einander diametral entgegengesetzte auffassungen der Ästhetik, est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- die beide eine legitime Theorie des Schönen zu liefern schienen. Beide abstra- numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore hierten das Konzept der Schönheit aus der Beobachtung der Welt, doch nah- magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero men die einen an, dass die Welt harmonien und Symmetrien tatsächlich ent- eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. halte, während die anderen abweichungen in der natur feststellten und daher Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus im Ideal eine reinere Form des Schönen gefunden zu haben glaubten. est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam no- numy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. at vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ip- sum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt 71 SchULmagazIn

- WaRUm FInDEn mEnSchEn BESTImmTE DIngE SchÖn? - eine gewölbte Form, eine klare Symmetrie und Proportionierung und glänzen in hellen, klaren Farben. Ein weiteres Beispiel, bei der diese präzisen Eigen- schaften Burkes eine Rolle spielen ist bei dem Bild der Frau, welches durch den mann in der aufklä- rerischen zeit entsteht: „wir unterwerfen uns dem, was wir bewundern, aber wir lieben das, was sich uns unterwirft.“. Dieses sexistische Bild der eroti- schen Verbindung zur Schönheit wird nur von den wenigsten unterstützt. allein nietzsche bezieht sich auf Platons Satz, dass Schönheit zur zeugung reize und unterstützt somit die Verbindung von Erotik und Schönheit. Schiller und Kant argumentieren durch die befrei- te Triebhaftigkeit beim anschauen von Schönem gegen das sinnliche Interesse, auch Burke verneint diese aussagen, da Schönheit und das gefühl der Lust am Schönen vielmehr mit Liebe, als mit Be- gierde zu verbinden ist. Die ästhetische Lust darf nicht mit der sexuellen Lust verbunden oder vergli- chen werden, meint auch Lipps, der ebenfalls mit dem Verlust des Begehrens beim Wohlgefallen des Schönen und dem Verlust des geschlechtes bei der Betrachtung argumentiert. ganz körperlos ist die Kunst und vor allem die Schönheit allerdings nicht. Denn auch der narzissmus des menschen beein- flusst diesen bei der Betrachtung. Einerseits hat dieser narzissmus theozentrische hintergrün- de, da alles gottgegebene vollkommen und nicht hinterfragbar ist, aber auch anthropozentrische hintergründe, wie der selbstzufriedene Triumph oder der mensch als maß des Vollkommenen. Dem menschen gefallen Dinge, die seine Propor- tionen und Symmetrie wiederspiegeln, wie auch im goldenen Schnitt und Rhythmen, die natürli- che Eigenschaften dessen darstellen, Beispiele sind Rhythmen parallel zu der atmung, dem herz- schlag oder aber dem gang. Deswegen wird vor allem der Spiegel als schön betrachten, da er nicht nur durch einfache, aber trotzdem nicht monoto- ne Form, helle Farben und eine glatte Öberfläche auffällt, sondern zudem etwas Schönes zeigt. Das schöne Ding zeigt eine vollkommene gestalt, die- ses Bild erfüllt und befriedigt die Lust am Schönen so zutiefst. auch in den zuvor genannten Beispie- len des Löffels und der Kaffeekanne kann sich der mensch spiegeln und die Schönheit wird zusätzlich unterstrichen. Der narzissmus der menschen kann durch abbil- der oder Wunschbilder erfüllt werden, jedoch muss hier Vorsicht geboten sein, denn vor allem hier ist ein historischer Wandel auffallend. In der moder- ne ist der narzissmus zurückgetreten, da durch die sexistische Instrumentalisierung ein misskredit entstand. merkmale des Schönen sind somit Symmetrie und Wohlproportionierung, die wie im goldenen Schnitt auf den narzissmus des menschen Bezug nehmen, eine Verbindung von gleichheit und cha- os, helle Farben, eine kleine, zierliche und glatte Form, die mit weiteren ruhigen Einflüssen inein- ander Fließen kann. Jedoch sind all diese allgemein gefassten Eigenschaften des Schönen mit Vorsicht zu genießen, da eine historische Wahrnehmungs- änderung stattgefunden haben oder stattfinden werden kann. Wenn der mensch ein Ding mit all diesen Eigen- schaften und Ursprüngen betrachtet, kann eine Entspannung eintreten. Es kann die Erlösung einer leidzufügenden Bildlichkeit sein oder eine herab- setzung körperlicher Spannungen. Denn ästheti- sche Lust ist ein gefühl der Befreiung, wohingegen die Unlust eine zwanghafte abhängigkeit darstellt. Schönheit erlöst von dem Leiden und stellt den geist frei, wodurch sich eine entspannende Ruhe einstellt. Es ist eine Freiheit von affekten und moralischen oder rationalen ansprüchen. Durch 72 KUnSTmagazIn

- WaRUm FInDEn mEnSchEn BESTImmTE DIngE SchÖn? - in der Kunst wieder. Somit bewirkt der Euphemismus des Schreckli- chen eine Befreiung der angst oder des Leids in der Schönheit der Kunst. Der Begriff der Schönheit ist schwer zu definie- ren, er basiert auf Trieben, gefühlen und Erinne- rungen und hat nur einige Eigenschaften, die mit Vorsicht zu betrachten sind, wie das abbild des menschen, die Symmetrie und Wohlproportionie- rung, die mischung der monotonen Ordnung mit dem verwirrenden chaos oder das Präferieren der Frau, glatten und kleinen Formen, hellen Farben und ruhigen Bewegungen. Die Schönheit verbindet unversöhnliche aspekte, wie die Triebe der moral, Rationalität und Sinnlichkeit oder die Verknüp- fung von Einheit und mannigfaltigem. Die gestell- ten Erwartungen, die durch die befreiende Lust am Schönen entstehen, sind jedoch sehr präzise: eine Erlösung und Entspannung, eine Entlastung und gleichzeitige Forderung und vor allen Dingen die Freiheit. von : Emma Bolten Kunst Q1 Quelle: „Wohlgefallen am Schönen“ von Thomas anz diese Beschreibung wird die Schönheit des Flu- ges deutlich, da hier ein Objekt den zwängen der Schwerkraft entflieht, aus demselben grund gefällt dem menschen das Wiegen und Schaukeln so sehr, abgesehen von dem grund der frühkindlichen Er- innerung nach Freud. Eine andere mögliche Erwartung ist die Entlas- tung, denn der mensch hat unbewusst mehr gefal- len an einer ökonomisch kürzeren und günstigeren Erklär-/ Darstellungsweise, als an einer verschach- telten und langen, die schlussendlich weniger Wis- sen vermittelt als die kürzere Version. hier gilt: we- niger ist mehr, da der geringste Kraftaufwand als am befriedigendsten gilt. allerdings kann jeder aus eigener Erfahrung zu- stimmen, dass dies nicht immer zutrifft. Oft herrscht der Reiz eines Rätselspieles. hier ist ästhe- tische Betrachtung ein dynamischer Prozess, der die Verbindung der einheitlichen Ordnung und dem chaotischen Wechselspiel wieder aufnimmt. Denn hierbei gilt es die anfänglich undurchschau- bare Unordnung zu entschlüsseln und das komple- xe Konzept erfolgreich zu verstehen. Dieses Prin- zip findet sich vor allem in der Literatur wieder. Eine andere Erwartung ist die auflösung der angst durch die Schönheit. Das hauptbeispiel ist die Todesangst, welche seit der aufklärung durch verschönernde abbilder und Beschreibungen zu- rückgedrängt wurde. Durch das Wunschbild des friedlich schlafenden Toten wird die angst von der Schönheit der Kunst versteckt. aber auch andere Ängste und Leiden, meist entstehend aus der feh- lenden Ordnung und Unvollkommenheit der Rea- lität, können durch die Schönheit befreit werden. als gegenbild wird dem menschen ein Bild der Illusion gezeigt, welche die Unlust am Schreckli- chen aufhebt. Dadurch kann auch das Schreckli- che Quelle für etwas Schönes sein und diese beiden aspekte können ergänzend neues schaffen. haupt- sächlich die melancholie spiegelt das Schreckliche 73 KUnSTmagazIn

- RUBRIK TITEL - »marathon DrahtFiguren zeigen einen marathonlauF « Laufen ist der Dünger fürs Denkorgan. Laufen macht kreativ, denn es fördert das divergente Den- ken. Statt logisch rational und gerade zu denken, schweifen unsere gedanken querfeldein, spielen mit dem, was wir wissen. Das Denken geht in vie- le Richtungen, statt bei einem Thema zu verhar- ren. Es kann Widersprüche verarbeiten und findet neue Lösungswege. nicht Formeln und Begriffe dienen als Denksprache, sondern Bilder und Visu- alisierungen. Die erhöhte Sauerstoffversorgung des hirns verantwortet diesen Kreativitätsschub. Sau- erstoff bewirkt ein gut durchblutetes, denkfreudi- ges hirn. acTh ist eigentlich ein Stresshormon, das unter anderem die aufgabe hat, klares Denken und Konzentration in Stresssituationen zu ermög- lichen. Es senkt den Blutdruckund wirkt entspan- nend. Deshalb wird es in der Literatur gerne als Kreativitätshormon bezeichnet. Im Sprachschatz ist dieses Wissen längst verankert, denkt man dar- an, was man alles laufend erledigt. Klasse 8 gka 76 KUnSTmagazIn

- KanTS ÄSThETISchE ThEORIE - Das erHabene Die kritik Der praktischen vernunFt BeFasst sich mit Der Frage, Wie moralische urteile üBer korrektes hanDeln entstehen unD insBe- sonDere, oB unD Wie es möglich ist, Dass solche urteile Den einzelnen üBerschreiten unD als allgemeine regeln Für korrektes hanDeln gel- ten, ohne JeDoch Den Willen zu untergraBen. - VOn aILEEn OERDIng - Das Wesen von Kants Philosophie ist sein trans- zendentaler philosophischer ansatz, das heißt, an- statt bestimmte Urteile über bestimmte Dinge zu fällen, untersucht Kant zunächst die Bedingungen für die möglichkeit solcher Urteile. Das haupt- werk in Kants transzendentalem philosophischem System ist die Kritik der reinen Vernunft, in der die intellektuelle Fähigkeit auf die möglichkeit hin untersucht wird, im metaphysischen Bereich Urtei- le zu fällen. Kant versucht vor allem, den intellek- tuellen Fähigkeiten ihre grenzen aufzuzeigen und damit die Philosophie davor zu schützen, aussa- gen über gegenstände zu machen, von denen keine Kenntnis möglich ist. Die Kritik der praktischen Vernunft befasst sich mit der Frage, wie moralische Urteile über korrek- tes handeln entstehen und insbesondere, ob und wie es möglich ist, dass solche Urteile den Einzel- nen überschreiten und als allgemeine Regeln für korrektes handeln gelten, ohne jedoch den Willen zu untergraben. Ähnlich wie diese Werke verhält sich auch Kants ästhetische Theorie in der Kritik der Urteilskraft, denn er geht der Frage nach, wie man Schönheit für etwas allgemeingültiges halten kann. Im historischen Kontext ist es nicht verwunderlich, dass Kant die verbale Schönheit als den ultimati- ven ästhetischen Wert betrachtet. Im 18. Jahrhun- dert war das Erzeugen von Schönheit die haupt- aufgabe. Kant stellt jedoch neben dem Konzept der Schönheit noch ein anderes Konzept des ästheti- schen Wertes: das Erhabene. Erste hinweise darauf wie man das Schöne und das Erhabene unterscheidet: nachdenken über die Formen der Sachen, dabei beachtet man nicht nur das geschmacksurteil, auf das Schöne, sondern auch das geistesgefühl, auf das Erhabene, dies nennt man ästhetisches Urteil. Bei Schönheit handelt es sich um die Form und beim Erhabenem um die Unform. 79 KUnSTmagazIn

- KanTS ÄSThETISchE ThEORIE - Das Schöne: Um etwas als schön zu bezeichnen muss man es ohne jedes subjektive Interesse beurteilen, also ein reines geschmacksurteil. nur dann kann man da- von ausgehen, dass dieses Urteil allgemein gültig ist. alleiniger Träger der Schönheit ist die Form eines gegenstandes und nicht die materie, welche die Schönheit lediglich intensivieren kann. Das erhabene: hierbei wird die Urform bzw. Formlosigkeit be- trachtet. Die Form ist begrenzt, während die Form- losigkeit etwas unbegrenztes bzw. „schlechthin großes“ (Kant) hat. genau diese Unbegrenztheit löst das gefühl von Erhabenheit aus. Beim Erha- ben handelt es sich um die Erweiterung der Ein- bildungskraft an einem selbst. Diese Formlosigkeit findet man nur in der natur, da sonst die Form und größe immer durch den menschen bestimmt ist. Das Erhaben zieht unser gemüt so schnell an, wie es unser auch wieder abstößt. man unterschei- det zwischen dem mathematisch-Erhabenen, also dem unendlich großen und dem Dynamisch-Er- habenen, der unendlichen macht. Weil wir in diesem Fall die natur als etwas Schreck- liches und viel höheres als uns selbst erleben, aber keine angst haben, sondern nur durch die Kennt- nis unserer körperlichen hilflosigkeit eine andere Fähigkeit in uns entdecken, die es uns ermöglicht, uns als unabhängig von der natur zu beurteilen. Wir müssen jedoch sicherstellen, dass wir in Si- cherheit sind, indem wir diese schreckliche Sache wahrnehmen, das heißt, dass es keine wirkliche gefahr gibt. Adorno Verbesserungen, die den Übergang zur moderne in allen Bereichen der Kunst markieren, haben dazu geführt, dass die Kategorie des Schönen für jede zeitgenössische Ästhetik, als auch das Erhaben, unangemessen und veraltet erscheint, zumindest wenn man sich an Kants Definition hält, kann nur das aussehen als Unterscheidung von Schönheit verstanden werden und keine ästhetischen Pro- zesse mehr. Es schien keine geeignete Kategorie zu sein, um sie zu verstehen. adorno beschreibt in der Ästhetischen Theorie fol- gendes: „Die Idee der Schönheit erinnert an ein Wesentli- ches von Kunst, ohne daß sie es doch unmittelbar ausspräche.“ (adorno) nur die kausale Ordnung wird von adorno umgekehrt: Während für Kant der mangel an Interesse die Bedingung ist, die für ein ästhetisches Urteil erfüllt sein muss, akzeptiert adorno aus dem Bereich der zwecke das Urteil, dass etwas als Ursache dieser Bewegung schön ist. Was das Erhabene betrifft, so bezieht sich ador- no direkt auf Kant. Der wichtigste Einwand, den 80 KUnSTmagazIn

- KanTS ÄSThETISchE ThEORIE - er mehrmals gegen Kants Theorie des Erhabenen erhebt, ist, dass Kant das Erhabene auf den Bereich der naturphänomene beschränkt. Diese Entwicklung bedeutet jedoch wiederum eine grundlegende Veränderung in der Kategorie des Erhabenen. Für Kant entstand das Erhabene aus der Entdeckung der Vorherrschaft des geistes über die Sinnlichkeit und damit über die bedrohliche natur. Lyotard nachdem adorno das Erhabene als sensible Kate- gorie der Ästhetik wieder gesellschaftlich akzep- tabel gemacht hatte, nahm Jean-François Lyotard diesen Begriff in seinem aufsatz „Das Erhabene und die avantgarde“ von 1984 auf. Dort baute er eine spezifische Verbindung zwischen dem Kon- zept der avantgarde auf garde und das Konzept des Erhabenen. Die Suche nach diesem neuen und seiner Verwirklichung ist aufgabe der avantgarde. Unter diesem noblen gesichtspunkt ändert sich nun die Definition der avantgarde. Die avantgar- de sollte den Fortschritt der Kunst in Programmen und manifesten nicht vorwegnehmen, sondern Er- eignisse generieren, die diesen Fortschritt gleich- zeitig realisieren und damit in Frage stellen. anders als bei Kant, wo das Erhabene den maß- stab der Sinne sprengt, bewirkt das Erhabene bei Lyotard die „Fassungslosigkeit der Intelligenz“. Ein objektiver Vergleich zwischen dem Erhabenen in Kant und Lyotard ist grundsätzlich problematisch, da beide von einer bestimmten Prämisse abwei- chen: Während Kant im Prinzip Ruhm für na- turphänomene behält, beschränkt sich Lyotard nur auf Phänomene der Kunst. Laut Lyotard wurde die Weiterentwicklung der Kunst, ihre Emanzipation von einem rein mime- tischen Prinzip, durch die analyse des Erhabenen stark unterstützt: angetrieben von der Ästhetik des Erhabenen können und müssen die Künste, unabhängig von ihren materialien, es unterlassen, einfache modelle zu imitieren, um intensive Effek- te zu erzielen und überraschende, ungewöhnliche und schockierende Kombinationen zu versuchen. Die askese aller Inhalte, die Reduktion auf das rei- ne auftreten ist laut Lyotard das, was abstrakten und minimalistischen Kunstwerken ihre größe verleiht. Das Vergnügen, etwas geschehen zu sehen, und die gleichzeitige zurückhaltung, zu wissen, was es jetzt ist, führen zu dieser besonderen geistesbewe- gung, die Kant als die Erfindung des Erhabenen bezeichnet. Vieles was Kant in seiner Vorstellung von der nichtgegenständlichkeit des Erhabenen beschreibt, findet sich bei Lyotard wieder. Aileen Oerding 81 KUnSTmagazIn

- KUnSTaUSSTELLUng - fremD ist keine eigensCHaft im gegensatz zum text, Der uns etWas sagt unD Dahinter zurücktritt, zeigt uns Das BilD etWas, inDem es sich zeigt. zeigen unD sagen sinD hierBei unterschieDliche repräsentationssysteme von Wirklichkeit. aBgesehen von sogenannten sprechakten, Deren sprachliche rele- vanz einer hanDlung gleichgeschaltet ist, haBen BilDer Durch Die ih- nen genuine Deixis immer ein hanDlungspotenzial. „zeigen ist hierBei kein Blosses supplement Des sagens, kein trüBer monD, Der nur DeshalB leuchtet, Weil ihm Die sonne Der sprache von ihrem licht geliehen hat, sonDern zeigen geht mithin nicht in sagen auF unD sagen nicht in zeigen. es muss Daran gelegen sein, Das zeigen WieDer als eine Der ganz starken Quellen Der kultur, als einen logos eigener art zu Begrei- Fen.“ (gottFrieD Boehm: Wie BilDer sinn erzeugen, Berlin 4. auFl. 2015) „Fremd ist keine Eigenschaft, sondern ein Verhält- nis“ - zu diesem Leitsatz zeigt der Kunstleistungs- kursus der Q1 des gymnasiums marienberg um Lehrer Olaf gruschka jetzt im neusser Rathaus- foyer eine ausstellung zur Integration der neu- en nachbarn. Kerngedanke ist dabei die aussage „Wider eine Ästhetisierung der Politik ist eine Po- litisierung der Kunst gefordert“ des Philosophen Walter Benjamin. Über eine dokumentierte Will- kommenskultur hinaus zeigt der Kunstleistungs- kursus annäherungen an das Fremde und Unbe- kannte. Ideengeber der ausstellung war der Erzbischof Kardinal Woelki mit seiner aktion: „ neue nach- barn“ Er wird in vielen, zum Teil lebensgroßen Bil- dern gezeigt. Das Bewusstsein des eigenen Ortes / Standpunktes garantiert, Fremde willkommen zu heißen und zu bewirten. Der eigene Standpunkt ist ein Bewusstseinsprozess und damit vornehmlich eine schulische aufgabe, die im Kunstunterricht für den visuellen Bereich als Bewusstseinsbildung mit über 40 großformati- gen arbeiten realisiert wurde. 83 KUnSTmagazIn

- KUnSTaUSSTELLUng- gymnasium ein Ort der muße In altgriechischer zeit war das gymnasium ein Ort der muße (altgriechisch σχολή scholē = „muße, freie zeit“, wovon sich das Wort „Schule“ herleitet). In einem so verstandenen Sinn ist Schule niemals nur Kompetenzvermittlung, sondern ermöglicht integrativ, das ganze Schulleben durchdringend, in der Begegnung mit dem anderen / Fremden die möglichkeit, den eigenen Standort zu verorten. Eröffnungsreden Bei der ausstellungseröffnung hob Bürgermeister Reiner Breuer die aussage, des Erzbischofs Rai- ner maria Kardinal Wölki hervor, man müsse sich jetzt für menschen auf der Flucht und ihre Integ- ration einsetzen. Josef Burdich, Schulleiter des ma- rienberg-gymnasiums, sprach in seiner Rede von der hohen Wertschätzung, die man in Politik und Verwaltung dem künstlerischen Leistungsniveau der Schule entgegenbringe. Das Rathausfoyer sei besonders geeignet, die Bür- ger mit den Kunstwerken und ansichten der Schü- lerinnen zu konfrontieren. Die Werke aus dem Leistungskursus sind dort bis zum 3. märz zu den gewohnten Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen. Statement einer Schülerin Schülerin Laura Schwarz: „Im Rahmen der Vorbe- reitung unserer Kunstausstellung malten wir Bilder zum Thema „Fremd ist keine Eigenschaft, sondern ein Verhältnis“ . Ich finde es sehr gut, dass wir uns in unseren Werken mit diesem Thema beschäftigt haben. So haben wir bewusst passende Farben oder Strukturen gewählt, um uns so sehr stark mit den Emotionen und Ängsten der Flüchtlinge auseinan- der zu setzen. Es war anders als bei den Bildern die wir sonst malten, denn wir alle wissen, dass es ein präsentes, aktuelles Thema ist und dass die men- 84 KUnSTmagazIn

- KUnSTaUSSTELLUng- schen, die wir traurig oder kraftlos malten,sich auch wirklich so fühlen. So begannen wir durch das malen die angst und Ungewissheit förmlich durch die Bilder zu spüren. am meisten hat mich aber die ausstellung selber ergriffen. alle unsere Werke hingen in einem Raum und man konnte den gemalten Figuren förmlich in ihr gesicht schauen. Sie standen einem gegenüber. Ihre traurigen und hilfe suchenden Blicke berühr- ten mich . Wir sind zwar schon durch das malen diesem Thema näher gekommen, aber in der men- schenmenge von Besuchern der ausstellung wur- de alles noch einmal deutlicher. Die glücklichen Besucher unter emotionalen Bildern,emotionalen Blicken. So wurde der Kontrast noch einmal viel deutlicher. Wir hoffen den Besuchern unserer aus- stellung etwas die augen öffnen zu können und all die schlechten Vorurteile nehmen zu können. Uns ist auf jeden Fall durch das malen der Bilder klar geworden, was es heißt fremd in einem anderen Land zu sein und eine harte grausame Vergangen- heit zu haben. Wir sollten uns alle einmal in die gleiche Lage hi- neinversetzen. Was würden wir uns von dem Land wünschen in welches wir kommen würden, nach- dem wir schwere und leidvolle Wochen verbracht haben. Und genau mit dieser Einstellung und die- sen gedanken im hinterkopf sollten wir unsere „neuen nachbarn“ aufnehmen. Vielleicht können wir ja einigen menschen, die unsere ausstellung besuchen, einen neuen zugang zu den Flüchtlin- gen vermitteln.“ Vom Umgang mit den Vorurteilen Kunst ist mehr als der müßiggang schöner Bas- telstunden, deren Produkte Beifall hervorrufen sollen, sondern Kunst ist Bewusstseinsbildung im medium des Visuellen. hierbei gilt es nicht, Er- wartungen zu bedienen, vielmehr muss man Er 85 KUnSTmagazIn

- KUnSTaUSSTELLUng - wartungen gestalten. Kunst lebt davon, dass sie den Betrachter zu einem neuen Sehen der Welt anregen will, um eine ver- borgene Wirklichkeit, die hinter den Dingen liegt, erahnen zu lassen. Sie gibt sich nicht mit vorder- gründigem Schein zufrieden; indem sie auf ver- deckte Bezüge hinweist und den Betrachter aufruft, das Scheinhafte der Wirklichkeit zu durchbrechen und es zu erkennen, zeigt sie menschliche grenzen und Irrwege auf. Die Exponate der ausstellung vi- sualisieren das Thema Flucht als geschichtliches, mediales, individuelles und globales Ereignis. Souveräne Entscheidungen bedeuten aber nicht, eisern alles im griff zu haben, weil hier Irrtü- mer auf dem Fuße folgen. Die Proklamation, einen Plan zu haben und diesen zu vollenden ignorierte den grundsatz allen Lebens, der mit dem Begriff der ‚Kontinuität des Unvorhergesehenen“ zu be- schreiben ist. Ein Vorhaben gelingt weniger durch den richtigen Plan als vielmehr durch die richtige haltung. Wer mit haltung seine augen für chan- cen öffnet, kann sie wahrnehmen. Wer nur augen für seine Pläne hat, läuft an den chancen vorbei. Die richtige haltung impliziert planvoll zu han- deln, aber auch die Bereitschaft, Pläne rechtzeitig anzupassen. Im gegensatz zum bloßen Plan ist die richtige haltung ein Bewusstseinsprozess. Das Bewusstsein des eigenen Ortes garantiert, Fremde willkommen zu heißen. Das Bewusstsein des eige- nen Standpunktes, sich selbst zu bewegen, auf je- manden zuzugehen, Respekt und anerkennung zu leben, tolerant zu sein, funktioniert nur, wenn man einen Selbststand hat, an Erzbischöflichen Schulen bedeutet dies, einen Selbststand als christ zu ha- ben. 86 KUnSTmagazIn

- KUnSTaUSSTELLUng- Schülerinnen äußern sich zur Arbeit an den Bildern Für mich bedeutet Fremd sein, sich nicht gut ken- nen. Durch den künstlerischen ansatz ist mir klar geworden, dass man sich nicht durchgehend fremd fühlen muss. Durch zeit, Offenheit und Verständ- nis schrumpft das gefühl der Fremde und das Ver- trauen wächst. Luka Born „Ich habe mich vorher nie mit dem Fremd sein auseinandergesetzt. Doch durch die künstlerische annäherung an dieses Thema ist mir klarer ge- worden, dass jeder mensch immer fremd ist und gleichzeitig nie fremd sein muss. Es kommt darauf an, wie man damit umgeht, bzw. wie man anderen menschen begegnet. Fremd sein oder nicht fremd sein, ist eine Entscheidung.“ Lena-marie Plewe Das malen von Flüchtlingen hat meine Sichtwei- se bezüglich dieses Themas verstärkt: Flüchtlinge sind menschen in not. man sollte ihnen helfen. man sollte sie nicht auf ihre Situation reduzieren, sondern sie immer als menschen sehen. annika Lea Kurze Die arbeit an den Bildern hat mich dazu veran- lasst, meine Sichtweise ein wenig mehr zu differen- zieren. Flüchtlinge sind menschen wie wir, einige Verhalten sich gut und andere weniger gut. anstatt vorgefertigten meinungen zu folgen und zu verall- gemeinern muss man sich mit jedem Einzelnen be- schäftigen und dann erst urteilen. maximiliane hafele 87 KUnSTmagazIn

- KUnSTaUSSTELLUng - Die malerei und das Erstellen von collagen und gruppenarbeiten haben mir geholfen, mich mit dem Thema noch in Ruhe zu beschäftigen. Denn da man sich mit einem Bild mehrere Stunden be- schäftigt hat, konnte man auch so mehr die Situ- ation zu verstehen suchen und sich damit ausei- nandersetzen. ganz anders als die Bilder aus dem Fernsehen. Diese verschwinden so schnell wie sie gekommen sind. Dadurch, dass wir uns mit einem Bild beschäftigten konnten wir mehr sehen als es vielleicht andere tun. Die Flüchtlinge sind genau wie wir auch, nur das sie eine schlimmere Ver- gangenheit und geschichte hinter sich haben. Das konnten wir durch die Bilder ausdrücken. Lucia grönke Durch die auseinandersetzung mit der Flücht- lingsproblematik ist uns noch klarer geworden, dass auch die Flüchtlinge nur menschen wie wir sind, welche aber in ihrer heimat schreckliche Er- fahrungen machen mussten. aus diesem grund ist es noch wichtiger ihnen zu helfen und sie nicht aus Deutschland zu verstoßen. Für diese menschen ist das Land, in dem wir leben, die einzige chance auf ein gerechtes Leben. Dese chance sollten wir ihnen nicht verbauen. anke & naemi Während der arbeit an dem Projekt Kunstausstel- lung und insbesondere an der Facharbeit hat sich bei mir ein neues Verhältnis zu den Flüchtlingen entwickelt. Durch die intensive auseinanderset- zung mit der Flüchtlingsproblematik und durch Recherchen zum Thema fühle ich mich nun ver- bundener zu den Flüchtlingen und empfinde ein besseres Verständnis für ihre Lage. Besonders die anonymität der Flüchtlinge hat durch die Beschäf- tigung mit einzelnen Schicksalen abgenommen. Fabienne Janssen Das Kunstprojekt zum Thema Flüchtlinge und die damit verbundene auseinandersetzung mit deren Problemen hat mich sensibilisiert für die Ängste, Entbehrungen und Trauer dieser menschen, sodass ich ihnen offener und ohne Vorurteile begegne. Louisa Stark Der Fremdheitsbezug verschwand bei mir während der malerei, da man sich selber vorgestellt hat man könnte in diese Situation geraten und auch auf hil- fe fremder menschen angewiesen sein Verena Loll Wenn die grenzen geschlossen werden, haben manche Flüchtlingskinder keine Eltern mehr. Da- her liegt bei unseren Bldern der Fokus auf den Kin- dern , da sie gegebenenfalls auch Beziehungsängste wegen des Verlustes der Eltern erleiden müssen. alicia Linden integriert, assimiliert, separiert oder marginalisiert? Integration von hilfesuchenden und Bewusstseins- bildung in unseren Schulen Souveräne Entscheidungen bedeuten aber nicht, eisern alles im griff zu haben, weil hier pathetische Irrtümer vorprogrammiert wären. Die Proklama- tion, einen Plan zu haben und diesen zu vollenden ignorierte den grundsatz allen Lebens, der mit dem Begriff der ‚Kontinuität des Unvorhergesehe- nen“ zu beschreiben ist. Ein Vorhaben gelingt we- niger durch den richtigen Plan als vielmehr durch die richtige haltung. Wer mit haltung seine augen für chancen öffnet, kann sie wahrnehmen. Wer nur augen für seine Pläne hat, läuft an den chancen vorbei. Die richtige haltung impliziert planvoll zu handeln, aber auch die Bereitschaft, Pläne rechtzei- 88 KUnSTmagazIn

- KUnSTaUSSTELLUng - tig anzupassen. Im gegensatz zum bloßen Plan ist die richtige haltung ein Bewusstseinsprozess. Das Bewusstsein des eigenen Ortes garantiert, Frem- de willkommen zu heißen. Das Bewusstsein des eigenen Standpunktes, sich selbst zu bewegen, auf jemanden zuzugehen, Respekt und anerkennung zu leben, tolerant zu sein, funktioniert nur, wenn man einen Selbststand hat, an Erzbischöflichen Schulen bedeutet dies, einen Selbststand als christ zu haben. Dies ist hilfreich bei der dialektischen auftragsfunk- tion von Schule, auf der einen Seite die Funktion der Sozialisation aber auf der anderen Seite auch die ihr gegensätzlich gegenüberstehende aufgabe der Selektion zu haben. Kunst ist basaler aspekt jeder Bewusstwerdung, weil sie immer der Freisetzung vom alltag bedarf. Wer zur Ruhe kommt, gewinnt abstand, wer zur Ruhe kommt, denkt nach. Wer zur Ruhe kommt, hat die chance, sich künstlerisch zu artikulieren. 89 KUnSTmagazIn

- KUnSTaUSSTELLUng- » FremD ist keine eigenschaFt, sonDern ein verhältnis. « In der Tat geben die Schülerinnen des Leistungskurses Kunst ein gutes Bild ab, weil sie etwas zeigen und sich zeigen, einen Standpunkt vertreten. ‚zeigen ist hierbei kein bloßes Supplement des Sagens, kein trüber mond, der nur deshalb leuchtet, weil ihm die Sonne der Sprache von ihrem Licht geliehen hat, sondern zeigen geht mithin nicht in Sagen auf und Sagen nicht in zeigen. Es muss daran gelegen sein, das zeigen wieder als eine der ganz starken Quellen der Kultur, als einen Logos eigener art zu begreifen.“ (gottfried Boehm: Wie Bilder Sinn erzeugen, Berlin 4. aufl. 2015) 91 KUnSTmagazIn

- KUnSTaUSSTELLUng - » FremD ist keine eigenschaFt, sonDern ein verhältnis. « Das Thema Integration stellt vor allem in der Schule ein aktuelles Problem unserer zeit und gesellschaft dar. Besonders für Kinder ist dieser Vorgang schwer, wenn sie aus ihrem bekannten sozialen Umfeld herausgerissen werden und sich in einem neuen eingewöhnen sollen. gerade in dem Übergangsalter zwischen 9 und 14 Jahren wer- den wichtige grundlagen für das spätere zusammenleben in multikulturellen gesellschaften gelegt: Es kommt darauf an, ob und wie Kinder mit und ohne migrationshintergrund lernen, miteinander umzu- gehen und wie sie auf das Leben in einer Einwanderungsgesellschaft vorbereitet werden. . 92 KUnSTmagazIn

- KUnSTaUSSTELLUng - » FremD ist keine eigenschaFt, sonDern ein verhältnis. « Souveräne Entscheidungen bedeuten aber nicht, eisern alles im griff zu haben, weil hier pathetische Irrtümer vorprogrammiert wären. Die Proklamation, einen Plan zu haben und diesen zu vollenden ig- norierte den grundsatz allen Lebens, der mit dem Begriff der ‚Kontinuität des Unvorhergesehenen“ zu beschreiben ist. Ein Vorhaben gelingt weniger durch den richtigen Plan als vielmehr durch die richtige haltung. Wer mit haltung seine augen für chancen öffnet, kann sie wahrnehmen. Wer nur augen für seine Pläne hat, läuft an den chancen vorbei. Die richtige haltung impliziert planvoll zu handeln, aber auch die Bereitschaft, Pläne rechtzeitig anzupassen. Im gegensatz zum bloßen Plan ist die richtige hal- tung ein Bewusstseinsprozess. Das Bewusstsein des eigenen Ortes garantiert, Fremde willkommen zu heißen. Das Bewusstsein des eigenen Standpunktes, sich selbst zu bewegen, auf jemanden zuzugehen, Respekt und anerkennung zu leben, tolerant zu sein, funktioniert nur, wenn man einen Selbststand hat, an Erzbischöflichen Schulen bedeutet dies, einen Selbststand als christ zu haben. 94 KUnSTmagazIn

- KUnSTaUSSTELLUng- » FremD ist keine eigenschaFt, sonDern ein verhältnis. « am anfang war zwar das Wort, zeigte sich aber spätestens in seinen deiktischen Wurzeln als es im Johannesevangelium Fleisch und damit Bild wurde. Diese alltägliche Deixis schließt Wissens- und Ori- entierungslücken in einer unübersichtlichen Situation und in einem halbwegs geläufigen Kontext. Das zeigen auf die Frage des Suchenden nach dem Weg, ist ein kurzer Wink in eine Richtung, die ans ziel führt. Dieses zeigen ist handlungsbezogen, seine Relevanz verbraucht sich mit dem Erreichen des ziels. Es unterscheidet sich von Kafkas kleiner Parabel ‚gib‘s auf“, deren suchender Protagonist mit einem Lä- cheln abgewiesen wurde, anstatt ihm mit einem Wink zu Weg zu weisen. 95 KUnSTmagazIn

- gaLERIa KaUFhOF - „sCHuLkuLtur“ ausstellung „schulkultur“ Der klassen 5 – 10 Des erzBischöFlichen gymnasiums marienBerg in Den aussenFenster Des kauFhoFes, unter Der leitung Der kunstlehrerin anDrea gruschka. vermittelt WurDe Die ausstellungsmöglichkeit üBer Das neusser kulturamt. Bereits vor und in den den Osterferien arrangier- ten marienberger Schülerinnen die Werke zur ausstellung. Die Freude, Besucher der ausstellung in der neus- ser Innenstadt begrüßen zu können, sei groß, las- sen die Schülerinnen wissen. neben engagierten Projekten zu den Tieren der Roten Liste und Tieren der meere zeigen die Schü- lerinnen Plastiken und Bilder zum Thema zwerg. auf der Bildungsreise der Unter- und mittelstufe durch die Kunstepochen und Techniken begeg- neten den Schülerinnen nicht nur verschiede- nen Kunstrichtungen, sondern auch zahlreichen Künstler, die unterschiedliche künstlerische Posi- tionen und Denkweisen vertreten. Eine arbeit zum Thema Pharaos next Topmodel zeigt eine ägyptische modenschau als tönernen catwalk mit einer heerschar von mannequins, die von der Klasse 7a modelliert und glasiert wurden. Das gymnasium marienberg bietet in vielfältiger Weise geistige Räume zur Förderung künstleri- scher artikulation, die nicht nur auf die Bildende Kunst beschränkt bleiben. große Schüleranteile werden von der darstellen- den Kunst, dem Schauspiel angesprochen, andere vom Tanz, viele von der musik und einige von der Kunst. Das kulturelle Leben am Erzbischöflichen gymnasium marienberg ist facetten- und erkennt- nisreich. Die Schülerinnen der Klassen freuen sich über die gebotene ausstellungsmöglichkeit, wissen sie doch, dass sich der Schauspieler auf der Bühne, der musiker im Konzert und der Künstler sich in der ausstellung beweisen muss, auch wenn im jungen alter der Schülerinnen Berufswünsche noch nicht diskutabel sind. Es bleibt eine spielerische Erpro- bung des Könnens in der Realität des gezeigten. -gru- 97 SchULmagazIn

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- RUBRIK TITEL - VerWanDLung „als gregor samsa eines morgens aus unruhigen träumen erWachte, FanD er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren ungezieFer von. Fee schmitz/ ann-christin Fleuster verWanDelt.“ „als gregor Samsa eines morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.“ Diese Worte bilden einen der berühmtesten Sätze der Weltliteratur. Sie sind der Beginn von Franz Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“ aus dem Jahr 1912 und wie der autor selbst sagt, der Beginn einer „ausnehmend ekelhaften geschichte“. Doch worum geht es eigentlich in diesem Werk? Eines morgens wacht der handlungsreisende gre- gor Samsa auf und hat sich in einen Käfer ver- wandelt. Er ist besorgt, dass er seiner beruflichen Tätigkeit nicht mehr nachgehen und deshalb nicht mehr für seine Familie sorgen kann. Der Vertreter der Firma, der sich über gregors Verbleiben erkun- digen will, verlässt bei dessen anblick entsetzt die Wohnung. gregor versteht zwar was die anderen sagen, kann selbst jedoch nur unartikulierte Laute von sich geben und nicht mit den anderen kommu- nizieren. anfangs lässt man ihm noch anteilnah- me zukommen und die Schwester kümmert sich um seine Bedürfnisse – mit der zeit verwahrlost und vereinsamt er jedoch zunehmend. als gregor an einem nachmittag in das Wohnzimmer kommt, verliert der Vater seine Beherrschung und wirft mit Äpfeln nach ihm. Ein apfel geht durch den Panzer und bleibt in gregors Rücken stecken. Der apfel ruft eine Entzündung hervor. Während sich gre- gor in tödlich angeschlagenem zustand in seinem verdreckten und verdunkelten zimmer aufhält, beobachtet er die Vorgänge in der Wohnung: Die Eltern und die Schwester haben eine arbeit gefun- den. Für die Familie ist gregor nur noch eine Be- lastung und als er stirbt ist dies eine Erleichterung für sie. Der geschäftsmann, der als ungeheures Ungezie- fer aufwacht - die Erzählung wirkt irritierend. Der Leser wartet vergeblich auf Erklärungen und er- fährt nicht, warum gregor sich verwandelt, statt- dessen wird er direkt mit den Konsequenzen der Verwandlung konfrontiert. Der Leser ist verschie- denen moralischen Wechselwirkungen ausgesetzt, dem Käfer als Ungeziefer und unfähigem Kommu- nikanten ebenso, wie der gedankenwelt von gre- 107 SchULmagazIn

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VerWanDLung - RUBRIK TITEL - gor, einem fühlenden Individuum mit mensch- licher Wertung. Die Verleugnung seines zustands zu Beginn steigert die Spannung und erschwert dem Leser den Durchblick. Die eigentlich klaren Sätze sind nicht eindeutig zu deuten und lassen viel Spiel- raum für Interpretationen. auf die körperliche metamorphose folgt mit der zeit eine psychi- sche, die menschlichen züge von gregor verblas- sen in der Isolation immer stärker. Während gregors größte Sorge seiner Familie gilt, macht sich der Vater erst zweitranig Sorgen um seinen Sohn, sein erster gedanke gilt der fi- nanziellen Situation, die ihn belastet. Die Familie wendet sich ab und entzieht gregor 108 SchULmagazIn

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- RUBRIK TITEL - die Liebe und aufmerksamkeit, die sie ihm als hauptversorger noch zukommen lassen hat. Sie verabscheut ihn, dies zeigt, dass Blut nicht unter allen Umständen dicker als Wasser ist und sich sogar die eigene Familie abwenden kann. Die Entfremdung ist horror, anders sein kann zur gesellschaftlichen ausgrenzung führen. gregor hat seine eigenen Bedürfnisse nicht ernst genommen, er hat die unbeliebte Tätigkeit des handlungsreisenden nur seiner Familie zu- liebe übernommen, diese kommt jedoch auch ohne ihn klar. Er erkennt, in der nun nicht län- ger wichtigen Rolle in der Familie, seine Über- flüssigkeit. Die vorherige Versorgung und die Pflichtbewusstheit gregors werden vergessen und in gregors Tod findet die Familie eine Er- leichterung. Kafka hält uns einen Spiegel vor. Er zeigt auf er- schreckende Weise, wie eine gemeinschaft sich gegenüber einem mitglied verhält, das nicht so funktioniert wie gefordert: Der andersartige wird nicht gehört, übergangen, ausgeschlossen, sozial isoliert und schließlich sogar „entfernt“. Die missachtung in der eigenen Familie erhöht dabei die Tragik. Unterlassene Liebe und fehlen- der Respekt hinterlassen besonders dort, wo vor allem enge emotionale und vertraute Beziehun- gen bestehen, die tiefsten Wunden – manchmal sind sie sogar tödlich. 109 SchULmagazIn